Das perfekte Haus bis ins hohe Alter
In Bayern entstehen an mehreren Orten Musterhäuser für altersgerechtes Wohnen. Für den Regierungsbezirk Unterfranken mietet das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg (KU) in Kürnach ein Haus, das zeigt, wie selbstständiges Leben im eigenen Zuhause auch im Alter möglichst lange und mühelos gelingen kann.
Das perfekte Haus bis ins hohe Alter
In Bayern entstehen an mehreren Orten Musterhäuser für altersgerechtes Wohnen. Für den Regierungsbezirk Unterfranken mietet das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg (KU) in Kürnach ein Haus, das zeigt, wie selbstständiges Leben im eigenen Zuhause auch im Alter möglichst lange und mühelos gelingen kann.
„Zu Hause wohnen bis ins hohe Alter“ – das möchte vermutlich jeder. Eine altersgerechte Wohnung kann hierzu einen großen Beitrag leisten. Doch wie muss ein Zuhause gestaltet sein, das diesen Anspruch erfüllt? Und welche technische Unterstützung können ältere Menschen nutzen? Fragt man Tobias Konrad, Leiter Abteilung Senioren beim Kommunalunternehmen, liegt ein großes Problem bei der Gestaltung in der fast unüberschaubaren Vielfalt der Angebote und Dienstleister. „Kaum jemand vermag es, sich ohne professionelle Hilfe umfassend zu informieren“, sagt er.
Das Wohnberaterteam (von links): Katrin Müller, Tobias Konrad und Barbara Heller
„Wir kennen die Nöte und Bedürfnisse älterer Menschen aus unserer täglichen Arbeit und sind bei unserer Suche deren Lebenswelt Schritt für Schritt durchgegangen.“
Tobias Konrad, Leiter Abteilung Senioren
| Förderung vom Freistaat Das hat man auch im Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales des Freistaats Bayern erkannt. Seit 2018 erhalten ausgewählte Träger daher eine Förderung für den Bau sogenannter Musterhäuser für altersgerechtes Wohnen. Die Schauräume sollen Seniorinnen und Senioren sowie deren Angehörigen, aber auch Handwerkern, Pflegedienstleistern und jedem anderen Interessierten anschaulich Möglichkeiten der altersgerechten Wohnungsanpassung aufzeigen. Besondere Beachtung finden dabei technische Assistenzsysteme, welche die Selbständigkeit im Alltag erhöhen. In Bayern soll es am Ende sieben Wohnungen geben, eine in jedem Bezirk. Im Bezirk Unterfranken entsteht momentan in Kürnach eines dieser geförderten Musterhäuser, für das das Kommunalunternehmen verantwortlich zeichnet. | Reale Abbildung der Alltagswelt Die Idee dazu verfolgt man beim KU schon seit sechs Jahren. Doch Grundstückssuche, Bauverzögerungen und andere Widrigkeiten haben das Projekt in die Länge gezogen. „Wir wollten keinen Containerbau auf der grünen Wiese, sondern ein Objekt, das in einem Ortskern verankert ist und möglichst real die Alltagswelt von Seniorinnen und Senioren abbildet.“ Fündig wurde man in Kürnach, wo eine Bestandsimmobilie leer stand. Im vergangenen Jahr konnte mit dem Umbau begonnen werden, die Eröffnung soll im Januar 2023 erfolgen. „Nach seiner Fertigstellung wird das Haus unsere Wohnberatung ergänzen und ‚begreifbar‘ machen“, sagt Tobias Konrad. Denn: „Man kann bei einem Beratungsgespräch viel erklären, aber etwas vor Ort zu erleben und zu begreifen ist besser.“ Eine Einschränkung gibt es: Alle Aspekte und Angebote rund ums altersgerechte Wohnen können nicht gezeigt werden, Aufwand und Kosten wären zu hoch. Für eine Beratung und Planung, die über die vor Ort zur Verfügung stehenden Anschauungsobjekte hinausreichen, stehen die Experten des Pflegestützpunkts vor Ort bereit. Viel wichtiger als eine umfassende Präsentation ist es Tobias Konrad, das Produkte zu sehen sind, die man überall und ohne großen Aufwand erhält. Wie schwierig sich die Suche gestalten kann, hat er selbst erlebt. „Alles, was im Haus verbaut ist, habe ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen selbst zusammenrecherchiert.“ Geholfen haben ihm dabei Spezialisten, die er zu Rate ziehen konnte, sowie seine lange Erfahrung in der Seniorenarbeit. „Wir kennen die Nöte und Bedürfnisse älterer Menschen aus unserer täglichen Arbeit und sind bei unserer Suche deren Lebenswelt Schritt für Schritt durchgegangen.“ | Möglichkeiten individueller Gestaltung Gerade für die Bereiche Bad und Küche erreicht die Wohnberatung viele Anfragen. Das dreigeschossige Haus wird deshalb über drei Bäder in verschiedenen Ausführungen (ein barrierefreies und ein barrierearmes Bad sowie ein Gäste-WC) sowie zwei Küchen (eine barrierefreie und eine barrierearme) nebst weiteren Räumen wie einem Schlafzimmer verfügen, die seniorengerecht ausgestattet sind. Teilweise sind Orte am und im Haus mit parallel angelegten Hilfsmitteln versehen. So kann die Haustüre zum Beispiel über eine Rampe, einen Hublift oder ein Treppentransportsystem erreicht werden. „Der Eingangsbereich ist bei jedem Haus anders und muss individuell gestaltet werden, wir zeigen ein paar Möglichkeiten auf.“ Im Schlafzimmer kann man verschiedene Pflegebettmodelle begutachten, etwa für bettlägerige oder mobil eingeschränkte Menschen, sowie Kleiderschränke mit Liftsystemen. Für fast jedes Alltagsproblem wurden Lösungen gefunden. Multifunktionelle Gegenstände und Aktivmöbel ergänzen die Einrichtung.
Die Küchenzeile im Untergeschoss ist mit dem Rollstuhl unterfahrbar, der Backofen verfügt über eine WLAN-Steuerung, Spülenmodul und Hängeschränke sind höhenverstellbar, ein Herdwächter bietet Schutz, der Geschirrspüler ist mit einem Komfortlift ausgestattet.
Mehrere Beispiele zu barrierefreien Bädern und WCs werden im Musterhaus anschaulich gezeigt und erläutert.
Überall im Haus finden sich Einrichtungsgegenstände, die funktional gestaltet sind. Dazu gehört auch ein Tisch mit einem komplett umlaufenden Handlauf, der mehr Bewegungsfreiheit ermöglicht und für zusätzliche Sicherheit sorgt, sitzend und in Bewegung.
Bequemes Sitzmöbel mit Funktion, das den Alltag erleichtert: offene Armlehnen mit breiter Griffleiste und ohne Ecken und Kanten gewährleisten volle Unterstützung beim Aufstehen und Hinsetzen.
| Digitale Helfer Einen immer stärkeren Einfluss auf die Wohnwelt haben auch smarte Lösungen wie steuerbare Lichtsysteme, Infrarotsturzsensoren, Herdwächter und sonstige Sicherheitstechnik. „Ältere Menschen werden immer fitter im Umgang mit den digitalen Möglichkeiten. Gleichzeitig werden die technischen Assistenzsysteme immer besser. Wir zeigen, was möglich ist.“ Menschliche Zuwendung können diese kleinen Helfer zwar nicht ersetzen, sie können aber eine ideale Ergänzung darstellen, wenn es darum geht, die Selbstständigkeit zu erhöhen. Das Haus soll nicht nur ein Musterhaus sein, es soll vielfältig genutzt werden. Zu festen Öffnungszeiten wird ein Team des Pflegestützpunkts vor Ort sein, das nach Terminabsprache umfassend berät. Auch Kooperationspartner sollen die Räume nutzen. Führungen, Vorträge und Schulungen, etwa für Pflegekräfte, ergänzen die Nutzungsmöglichkeiten. Tobias Konrad: „Wir wollen das Haus mit Leben erfüllen und alle Möglichkeiten, die es bietet, zum Wohle der Seniorinnen und Senioren nutzen.“
Weitere Informationen
Ab Januar 2023 wird es in der Gemeinde Kürnach, Prosselsheimer Straße 16, ein Musterhaus für altersgerechtes Wohnen geben. Informationen erhalten Interessierte bei Barbara Heller und Katrin Müller Tel. 0931 80442-89 und -38 barbara.heller@kommunalunternehmen.de katrin.mueller@kommunalunternehmen.de