Spätzünder und Zukunftsmusiker des Musikvereins Güntersleben
Wo „Spätzünder“ musizieren
In Güntersleben gibt es zahlreiche Angebote für Seniorinnen und Senioren.
Spätzünder und Zukunftsmusiker des Musikvereins Güntersleben
Wo „Spätzünder“ musizieren
Nach 23 Jahren an der Spitze seiner Küchenbrigade verabschiedet sich Chefkoch Roland Popp in den Ruhestand. Mit dem Küchenmeister Mathias Störcher hat er den perfekten Nachfolger gefunden.
Oft sind berühmte Komponisten Namensgeber von Chören oder Musikgruppen. Man denke an die zahlreichen Bach-Chöre, die es hierzulande gibt. In Güntersleben existiert ein musikalisches Ensemble, das sich bewusst nicht nach einem Star der Musikszene benannt hat. Man wählte vielmehr einen ungewöhnlichen Namen, der zugleich Programm ist: „Spätzünder“. Die Gruppe vereinigt Menschen, die sich im fortgeschrittenen Lebensalter trauten, ein Musikinstrument von der Pike auf neu zu erlernen. Das Ergebnis der „Spätzünder“-Proben kann sich hören lassen, schwärmt Klara Schömig, Bürgermeisterin von Güntersleben: „Bei den Auftritten gibt es immer frenetischen Applaus.“ Überhaupt freut sich die 62-Jährige, dass in ihrer Gemeinde unglaublich viele aktive Seniorinnen und Senioren leben. Da sind bei Weitem nicht nur die „Spätzünder“ als besonderes Ensemble innerhalb des Musikvereins: „Auch die Feuerwehr hat einen Seniorenkreis, in dem sich alte Feuerwehrkameraden treffen.“ Ganz Erstaunliches leisten die zum Teil über 80 Jahre alten Sportlerinnen und Sportler der Tennisabteilung des örtlichen Sportvereins: „Der Verein bietet außerdem Gymnastik speziell für Senioren an.“ | Vielfältige Aktivitäten Die meisten Menschen, die frisch in Rente gehen, würden protestieren, hörten sie, dass man sie als „alt“ bezeichnet. Das täten sie laut Klara Schömig auch zu Recht. Sie selbst unterscheidet „Jungsenioren“ von jenen Älteren jenseits der 80, die häufig Unterstützung benötigen. Diese Unterscheidung ist wichtig, sagt sie, um wirklich zielgerichtete Angebote stricken zu können. „Jungsenioren“ benötigten im Grunde keine Angebote. Sie wollen selbst aktiv werden. Was sie brauchen, sind zum Beispiel Räume. Die gibt es in Güntersleben im ehemaligen Lagerhaus: „Hier ist auch unsere Bücherei untergebracht.“ Ältere Seniorinnen und Senioren, die auf Angebote angewiesen sind, haben in Güntersleben fast schon die Qual der Wahl. Sowohl Kolping als auch die AWO sind laut Klara Schömig überaus aktiv: „Jüngere Senioren unternehmen zusammen Ausflüge, ältere treffen sich in den Seniorenclubs zum Kaffeetrinken und zu Spielenachmittagen.“ Auch die Volkshochschule, die in Güntersleben eine Außenstelle hat, organisiert Attraktives für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Alle, die sich einsam fühlen, oder die neu nach Güntersleben gezogen sind, treffen sich zum Beispiel regelmäßig im Gesprächskreis „Gemeinschaft finden“. | Für Pflege ist gesorgt Viele Seniorinnen und Senioren haben selbst im hohen Lebensalter eine bewundernswert robuste Gesundheit. Tritt dann doch einmal Pflegebedürftigkeit ein, sind sie bei den Mitarbeiterinnen der Pflegestation des Paritätischen Wohlfahrtverbands in besten Händen. Schon lange bereichert der Dienst das Gemeindeleben, so Schömig: „Nächstes Jahr wird 50-Jähriges gefeiert.“ Reicht die ambulante Pflege nicht mehr aus, besteht die Möglichkeit, die Tagespflege St. Gregor im „Haus der Generationen“ in Anspruch zu nehmen. Stationäre Pflegeeinrichtungen sind ganz in der Nähe in Thüngersheim und Veitshöchheim zu finden.
Seniorinnen und Senioren arbeiten mit Schülerinnen und Schülern gemeinsam am Hochbeet hinter dem „Haus der Generationen“.
| Jugendliche helfen beim Einkauf Nach wie vor sind viele Seniorinnen und Senioren aus Güntersleben skeptisch, ob sie es wirklich wagen sollten, an einem der zahlreichen Angebote in der Gemeinde teilzunehmen. „Die Angst, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren, ist extrem groß“, weiß Klara Schömig aus vielen Gesprächen. Der Kontakt zu den älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern ist ihr im Moment wichtiger denn je, weshalb es sich die Bürgermeisterin nicht nehmen lässt, Jubilarinnen und Jubilare an runden Geburtstagen aufzusuchen. Nach wie vor gratuliert sie oft an der Haustüre, da sie um die Ängste weiß: „Die sind auch dann vorhanden, wenn die Senioren, was meistens der Fall ist, drei- oder viermal geimpft sind.“ Angst verschwindet nun mal nicht auf Tastendruck. Das kann Klara Schömig gut verstehen. Umso mehr ist sie darum bemüht, ihnen in diesen schwierigen Zeiten ihre Solidarität zu zeigen. Sehr erfreut ist die Bürgermeisterin darüber, dass dies auch viele junge Gemeindemitglieder während der Corona-Krise taten. Gerade Kolping und die Fußballjugend hätten sich hervorgetan: „Den Senioren wurde zum Beispiel angeboten, einkaufen zu gehen, auch waren die Jugendlichen bereit, sie zum Arzt zu begleiten.“ Überhaupt funktioniere die ganz normale Nachbarschaftshilfe in Güntersleben noch sehr gut.
Die Bücherei im Lagerhaus ist ehrenamtlich geführt und wird nicht zuletzt wegen ihrer großzügigen Öffnungszeiten von der Bevölkerung geschätzt.
| Seniorenbeirat soll kommen Die Unheimlichkeit des Virus bewirkt, dass viele traditionsreiche Veranstaltungen für Seniorinnen und Senioren in Güntersleben nach wie vor nur schwach besucht sind – wenn sie nicht gleich ganz ausfallen. „In unserer Dorfzeitung gibt es eine Rubrik mit Veranstaltungen, wo weiterhin sehr wenig für Senioren drinsteht“, bedauert Klara Schömig. Unbenommen bleibt es den älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, sich bei Fragen oder Sorgen von zu Hause aus telefonisch an die Seniorenbeauftragten der Gemeinde zu wenden. Drei Beauftragte gibt es: Johannes Öhrlein, Waltraud Öhrlein und Erna Ziegler. Wünschen würde sich die Bürgermeisterin, dass bald auch ein Seniorenbeirat installiert wird. Eine vorzügliche Arbeit für Seniorinnen und Senioren bescheinigt Klara Schömig der Ortsgruppe des Sozialverbands VdK: „Auch hier wird viel für Senioren angeboten, etwa mehrtägige Ausflüge oder Weihnachtsfeiern.“ Die Vorsitzende des VdK, Rita Mocker, habe früher als Krankenschwester gearbeitet: „Sie kennt sich also bestens aus, wenn Leute gesundheitliche Probleme haben.“ Durch ihre empathische Art habe es Rita Mocker geschafft, den Ortsverband, der vor zehn Jahren erst um die hundert Mitglieder hatte, enorm auszubauen: „Heute gehören ihm etwa 450 Männer und Frauen aus Güntersleben an.“
Im „Lagerhaus“ sind die Bücherei, Räume für Günterslebener Vereine und eine Kindergartengruppe untergebracht.
Das Kneipp-Becken im Dürrbachpark – ein beliebter Treffpunkt aller Generationen
Weitere Informationen
In Güntersleben wohnen rund 4.500 Menschen. Knapp 20 Prozent sind über 65 Jahre alt. Die 1113 erstmals urkundlich erwähnte Gemeinde zeichnet sich durch eine gute Infrastruktur, viele Freizeitmöglichkeiten und ein reges Vereinsleben aus. Es gibt zwei Allgemeinarztpraxen, zwei Zahnärzte, eine Augenärztin, eine physiotherapeutische Praxis sowie eine Apotheke. 25 Seniorinnen und Senioren aus Güntersleben nutzen das APGSeniorenabo.