Sport, Musik, Seniorenkino
In den drei Ortsteilen von Bergtheim ist für ältere Menschen eine Menge geboten
Die Kirche von Opferbaum.
Solch ein Amtszimmer hat nicht jeder: Blickt Konrad Schlier vom Schreibtisch hoch, sieht er im Geiste seinen alten Lehrer an der Tafel stehen, hört er die Mitschüler raunen und erinnert sich, wie er selbst vor den Aufgaben schwitzte.
Am 5. Mai, wenn die Seniorenwochen des Landkreises in der Bergtheimer Willi-Sauer-Halle eröffnet werden, wird Konrad Schlier davon erzählen, welche vielfältigen Angebote es in seiner Gemeinde inzwischen gibt und was in Zukunft noch alles geplant ist. In jedem der drei Ortsteile, als da wären Bergtheim, Opferbaum und Dipbach, existieren lebendige Seniorenkreise, die an die jeweilige Pfarrei angebunden sind. Konrad Schlier ist überall mindestens einmal im Jahr zu Gast: „Nämlich zur Weihnachtsfeier.“ Dann berichtet er, was sich im Laufe des Jahres alles in Bergtheim ereignet hat: „Daran sind unsere Senioren sehr interessiert.“
Vielen ist es aus Altersgründen nicht mehr möglich, die Gemeinderatssitzungen zu besuchen. Wobei Senioren nicht nur dort Neues erfahren können. „Bin ich im Rathaus, steht meine Tür immer offen“, sagt Konrad Schlier. Senioren, die ein Anliegen oder eine Projektidee haben, finden stets ein offenes Ohr. Der Zugang zum Bürgermeisterzimmer ist seit 2011 barrierefrei möglich. Damals taten sich die Gemeinde und die benachbarte Kirche zusammen, um einen Aufzug einzubauen. Der erschließt nun das obere Stockwerk des Rathauses und bietet gleichzeitig einen hürdenfreien Zugang zur Kirche.
Aktive Senioren, die mit anderen Gemeindemitgliedern etwas auf die Beine stellen wollen, finden Engagementfelder in fast 50 Vereinen. „Viele ältere Bürger singen in unserer Chorvereinigung“, sagt Konrad Schlier. Auch beim Musikverein ist die Altersgruppe 65+ stark vertreten. Die meisten Sparten des Sportvereins sind selbstverständlich auch für ältere Fitnessfans offen. Nicht zuletzt der Obst- und Gartenbauverein bietet die Möglichkeit, sich gemeinsam mit Gleichgesinnten zu engagieren.
Wer unter Leute kommen will, hat dazu einmal im Monat beim Seniorenkino im „Bürgerforum“ Gelegenheit. „Das gibt es seit zwei Jahren“, berichtet Konrad Schlier. In der Anfangszeit hatte er sich selbst noch um die Kinotechnik gekümmert. Gemeinsam werden Filme angeschaut, die entweder nostalgische Erinnerungen wecken, zum Beispiel Streifen mit Heinz Rühmann, oder in denen auf die Lebenslagen älterer Menschen eingegangen wird. Konrad Schlier erinnert sich noch gut an „Honig im Kopf“ – eine Tragikomödie zum Thema „Demenz“.
Bürgermeister Konrad Schlier
Das katholische Pfarrhaus von Bergtheim
Der Brunnen auf dem Dorfplatz von Dipbach ist ein Geschenk der französischen Partnergemeinde Boutiers-Saint-Trojan.
Die in Bergtheim angesiedelte Sozialstation St. Gregor bietet auch Intensivpflege an.
Dort, wo Bergtheims Bürgermeister seinen Amtsgeschäften nachgeht, befand sich einst sein Klassenzimmer. Das ist 55 Jahre her. Viel ist seitdem geschehen. Vor allem in den vergangenen zehn Jahren. Nicht zuletzt für Senioren wurde in Bergtheim eine Menge getan.
Weil Bergtheim einen Bahnhof hat, ist man ruckzuck mit dem öffentlichen Nahverkehr in Würzburg. Insgesamt 20 Züge fahren täglich von Bergtheim ab. „Seit Dezember 2018 bieten wir älteren Mitbürgern das APG-Seniorenabo an“, so Konrad Schlier. Dieses Ticket wird von der Gemeinde mitfinanziert, so dass Senioren für einen (gegenüber dem „VVM-Spar-Abo persönlich“) 15 Prozent geringeren Betrag Bus, Straba und Bahn fahren können.
Nachgedacht wurde auch darüber, ob man einen Bürgerbus durch die drei Ortsteile fahren lassen sollte. Doch eine Umfrage Ende 2017 hatte laut Konrad Schlier ein ernüchterndes Ergebnis: „Nicht einmal 40 Bürgerinnen und Bürger interessierten sich dafür.“ Der Plan ist zwar noch nicht begraben, hat aber im Moment nicht oberste Priorität. Viel wichtiger wäre es für den Bürgermeister, endlich wieder ein Gasthaus in Bergtheim zu haben. Im Augenblick ist die Sportgaststätte des SV Bergtheim das einzige Restaurant.
Die Sportgaststätte hat unter der Woche jedoch nur am Donnerstagmittag geöffnet. „Darum macht es im Augenblick keinen Sinn, einen Mittagstisch für Senioren anzubieten“, so Konrad Schlier. Die Situation wird sich durch das neue Gewerbegebiet verbessern. Dort wird ein Supermarkt gebaut: „In den wird ein Bistrobetrieb integriert.“ Wobei Konrad Schlier weiter am Ball bleibt und versuchen will, ein „echtes“ Wirtshaus nach Bergtheim zu bringen.
Die Lebensmittelnahversorgung hingegen ist, zumindest im Unterzentrum Bergtheim, sehr gut. Wer außerhalb wohnt, erhält durch Nachbarschaftshilfe der Pfarreiengemeinschaft „Volk Gottes an Pleichach und Main“ Unterstützung beim Einkaufen. Bergtheim hat vier Allgemeinärzte, einen Zahnarzt und eine Apotheke. Zwei Sozialstationen, St. Gregor und der Pflegedienst Nolte, bieten ambulante Pflege und Unterstützung im Haushalt an. St. Gregor hat außerdem außerklinische Intensivpflege im Angebot.
Ein Pflegeheim gab es bisher nicht. Doch das wird sich in Kürze ändern: Die Raiffeisenbank Estenfeld-Bergtheim eG ist als Investor dabei, im neu erschlossenen Baugebiet „Am Sommerrain II“ ein Seniorenzentrum zu errichten. Betrieben wird es dann von den Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg. 52 Plätze für Dauer- und Kurzzeitpflegebedürftige sowie 19 Service-Wohnungen sind geplant. Die Sozialstation St. Gregor plant in unmittelbarer Nähe eine Tagespflegeeinrichtung in Bergtheim zu etablieren.
Weitere Infos
In Bergtheim leben knapp 4.000 Menschen. Jeder fünfte Einwohner ist über 65 Jahre alt. Die Gemeinde gliedert sich in die Ortsteile Bergtheim, Dipbach und Opferbaum. Bürgermeister ist seit 2008 Konrad Schlier.