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01 Cover
02 Vorwort
03 Inhalt
04 Trotz Corona sicher mit dem Bus unterwegs
05 Erfahrungsreich und schwer aktiv
06 „Impfen ist unsere einzige Chance.“
07 „Viele Probleme lassen sich lösen.“
08 Fliegender Wechsel
09 Heute schon an morgen denken ...
10 „Der Weg in den Pflegeberuf war definitiv eine gute Entscheidung.“
11 „Wir lieben unseren Beruf!“
12 Premiere gelungen, Erwartungen übertroffen
13 Wann geht’s in die Notaufnahme
14 Mittagstisch für Senioren
15 Mittagstisch Senioren Gaststätten
16 Hilfe für pflegende Angehörige
17 Seniorenwochen 2021

Erfahrungsreich und schwer aktiv

In Giebelstadt tut sich eine Menge für Menschen jenseits des 65. Lebensjahres

Erfahrungsreich und schwer aktiv

In Giebelstadt tut sich eine Menge für Menschen jenseits des 65. Lebensjahres

Seniorenarbeit heute ist anders als in den Achtzigerjahren. „Viele Menschen sind heute auch mit 70 oder 80 noch höchst aktiv“, sagt Helmut Krämer, Bürgermeister von Giebelstadt. Dies zeigt sich in der Marktgemeinde überall. Seniorinnen und Senioren engagieren sich in der Giebelstadter Schule als Lesepaten. Sie gründeten aus eigener Initiative heraus einen „Ökumenischen Kochkurs“. Und sie halten sich als Mitglieder des lokalen Sportvereins mit dem Angebot „Männergymnastik 50+“ fit.

Senioren nur zu bespaßen, wäre absolut nicht mehr zeitgemäß, bestätigt Helmut Krämers Frau Karin, die sich seit zehn Jahren als Seniorenbeauftrage für die Belange der älteren Generation in Giebelstadt einsetzt. Eben deshalb gründete Karin Krämer vor drei Jahren einen „Offenen Treff“. Der wird für Menschen ab 50 – oder auch jünger – selbst organsiert. Das Vorbereitungsteam sorgt für Kaffee und Kuchen sowie dafür, dass es ein reichhaltiges Spieleangebot gibt. Mindestens 20 Giebelstadter finden sich zu Nicht-Corona-Zeiten zum Treff im evangelischen Gemeindehaus ein. Die einen packen „Mensch-ärgere-dich-nicht“ aus. Die anderen vergnügen sich mit „Phase 10“.

Karin Krämer denkt allerdings nicht bloß an aktive Senioren, sondern auch an jene meist schon sehr betagten Mitglieder der Gemeinde Giebelstadt, die sich vor allem wünschen, der Einsamkeit zu entrinnen. Wenigstens einmal im Monat möchten sie zwanglos unter netten Leuten sein. Darauf zielt Karin Krämers Angebot „Frohe Runde“ ab. Das findet an jedem ersten Donnerstag im Monat ab 14 Uhr im evangelischen Gemeindehaus statt. In der „Frohen Runde“ wird ausgelassen Fasching gefeiert, es gibt spezielle Angebote an Ostern, im Sommer und zu Weihnachten. Karin Krämer organisiert außerdem spannende Vorträge und fahndet nach interessanten Zielen für Ausflüge.

Wer in einer ländlichen Gemeinde auf die Welt kam und dort sein ganzes Leben verbracht hat, wer also „Gott und die Welt“ in dieser Gemeinde kennt und fest verwurzelt ist, der möchte auch im Alter nicht weg. In Giebelstadt ist es Senioren möglich, wohnen zu bleiben, auch wenn sie Pflege benötigen. „Wir haben zwei Pflegeheime mit knapp 150 Plätzen“, sagt Helmut Krämer. Neu ist seit 2019 eine Tagespflege. „Das ist für uns ein ganz wichtiges Angebot“, so der Bürgermeister. Bereits seit Längerem gibt es einen Pflegedienst in Giebelstadt, dessen Service von benachbarten Diensten der Caritas und der Diakonie ergänzt wird.

Die Faschingsfeiern kommen bei Giebelstadts Senioren immer bestens an.

| „Haus der Begegnungen“

In den aktuellen Zeiten, wo die Menschen lieber chatten oder per Mail miteinander kommunizieren, statt sich im „realen Leben“ zu treffen, spielt das Thema „Medienkompetenz“ eine herausragende Rolle. „Mein Eindruck ist, dass viele Senioren in unserer Gemeinde sehr gut mit neuen Medien umgehen können“, sagt Annette Barreca, die im Giebelstadter Rathaus für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Dennoch könnte ein Internetcafé für Senioren entstehen. Beste Voraussetzungen würde der neue „Soziale Treff“ bieten, der gerade in Planung ist. Wenn alles wie geplant läuft, könnte er schon im kommenden Jahr eröffnet werden. Das „Haus der Begegnungen“ soll allen Generationen Platz unter einem Dach bieten. Die ältere Generation kann ihre Erfahrungen an die junge weitergeben und umgekehrt.

Senioren verfügen in vielerlei Hinsicht über große Erfahrung und reiches Wissen: Was haben sie sich nicht alles durch Hobbys, Ehrenämter, Berufs- und Familienarbeit angeeignet! Ältere wissen noch, wie man ein defektes Gerät wieder in Gang setzt. Oder wie man ein zerrissenes Kleidungsstück flickt. Jüngere, die in der Wegwerfgesellschaft großgeworden sind und deshalb wenig „Reparierkompetenz“ haben, können vom Know-how der Best Ager enorm profitieren. So könnten, laut Bürgermeister Helmut Krämer, Senioren ihren Erfahrungsschatz im „Haus der Begegnungen“ z. B. in einem angedachten Repaircafé einbringen und jüngere Menschen ihr Wissen in einem ebenfalls dort installierten Internetcafé.

Über vieles besteht in Giebelstadt kein großer Diskussionsbedarf: Alle wollen die Gemeinde so gestalten, dass Menschen jeder Generation hier gerne und gut leben. Im Detail allerdings muss so manches ausführlicher erörtert werden. So plant die Gemeinde einen Parcours, mit dessen Hilfe sich Senioren fit halten können. Mehrmals stand das Thema schon im Gemeinderat auf der Tagesordnung, so Helmut Krämer: „Doch wir fanden einfach keine geeignete Fläche.“ Nun wird dieser Parcours wahrscheinlich in die existierenden Spielplätze integriert. Was den schönen Effekt hätte, dass sich die Generationen in ihrer freien Zeit ungezwungen begegnen.

Was noch fehlt, wären Angebote, um pflegende Angehörige vor Überlastung zu schützen, meint Karin Krämer. Wobei sie selbst bei Fragen zu häuslicher Pflege oft, gerne und sehr kompetent Rat gibt. Die Seniorenbeauftragte bildet sich regelmäßig fort, um bei Anfragen adäquat weiterhelfen zu können. So ist sie ausgebildete Beraterin in Altersfragen. Wegen ihrer Expertise war sie maßgeblich am Konzept für Barrierefreiheit in Giebelstadt beteiligt. Das liegt seit drei Jahren vor und wird seitdem nach und nach umgesetzt.

Hintergrundbild: Bürgermeister Helmut Krämer und seine Frau Karin, Seniorenbeauftragte des Marktes Giebelstadt, setzen sich engagiert für die ältere Generation in der Gemeinde ein.

Beim Sommerfest tanzten Giebelstadts Kindergartenkinder mit bunten Bändern. Die Senioren machten gerne mit.

Impression von einem der jährlichen Ausflüge für Giebelstadts Senioren.

Am weihnachtlichen Krippenspiel beteiligen sich Kinder und Senioren.

In der Plätzchenbackstube der „Schlossweihnacht“ zeigen Omas den Kindern, wie man Plätzchen backt.

Weitere Infos

In Giebelstadt leben rund 5.500 Menschen. Knapp 20 Prozent davon sind über 65 Jahre alt. Zur Verwaltungsgemeinschaft gehören sechs weitere Gemeindeteile: Allersheim, Eßfeld, Euerhausen, Herchsheim, Ingolstadt und Sulzdorf. Die 820 erstmals urkundlich erwähnte Ortschaft zeichnet sich durch eine gute Infrastruktur, viele Freizeitmöglichkeiten und ein reges Vereinsleben aus. Es gibt zwei Allgemeinarzt- sowie zwei Zahnarztpraxen, drei Praxen für Krankengymnastik, zwei für Logopädie, drei Massagepraxen und eine Apotheke.