Fliegender Wechsel
Nach 23 Jahren an der Spitze seiner Küchenbrigade verabschiedet sich Chefkoch Roland Popp in den Ruhestand. Mit dem Küchenmeister Mathias Störcher hat er den perfekten Nachfolger gefunden.
Fliegender Wechsel
Nach 23 Jahren an der Spitze seiner Küchenbrigade verabschiedet sich Chefkoch Roland Popp in den Ruhestand. Mit dem Küchenmeister Mathias Störcher hat er den perfekten Nachfolger gefunden.
Unaufgeregt, professionell, reibungslos – so war es, so ist es, so soll es bleiben: Darin sind sich beide Köche einig. Fast ein Vierteljahrhundert lang leitete Roland Popp als Fachbereichsleiter die Küche der Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg.
„Ohne Probleme“, wie er sagt. Nun geht er in den Ruhestand. Mathias Störcher, sein Nachfolger, wird eine Küche übernehmen, in der jeder Handgriff sitzt.
Was gekocht wird, entscheidet das 22-köpfige Team, davon fünf ausgebildete Köche. Sie alle schultern nicht nur die Gemeinschaftsverpflegung, sondern auch Tagungen und diverse interne sowie externe Veranstaltungen. Der Küche eilt ein guter Ruf voraus. „Wir machen Essen auf hohem Niveau, das nicht nur den Hunger stillen, sondern auch Erinnerungen wecken und bei den Bewohnern und Gästen ein Gefühl wie zu Hause schaffen soll.“
Inspiration in Form von Lob, Kritik und Anregungen kommt auch seitens des Heimbeirats, der viermal pro Jahr tagt. „Da schnappt man dann auch viel auf, was geschmeckt hat und was nicht.“ Dabei wird auf die individuellen Bedürfnisse Rücksicht genommen. Das Wissen um Unverträglichkeiten, Allergien oder Abneigungen geht Hand in Hand mit ernährungsphysiologisch durchdachten Speiseplänen. „Ein System, das rund läuft“, stellt Mathias Störcher anerkennend fest.
|Start mit viel Berufserfahrung
Bei der Wahl seines Nachfolgers achtete Roland Popp auf mehrere Dinge. Neben der Qualifikation als Küchenmeister waren es vor allem die Persönlichkeit und der berufliche Werdegang, der ihm wichtig ist. Mathias Störcher hat viel gesehen und viel gemacht: im Wirtshaus, im Sternerestaurant, auf einem Kreuzfahrtschiff oder im 4-Sterne-Hotel – der 38-Jährige war an vielen Orten tätig. Insgesamt 20 Jahre war der gebürtige Schweinfurter als Koch international unterwegs, nun zieht es den Vater eines Sohnes in die Heimat zurück. „Köche arbeiten viel und leben wenig. Jetzt will ich mehr für meine Work-Life-Balance machen.“
Roland Popp und Mathias Störcher können gut miteinander. Drei Monate dauerte der Übergang, während dessen sie zusammen arbeiteten. Zu tun gibt es jede Menge. Rund 300 Bewohner werden von der Zentralküche am Hubland aus täglich versorgt. Mit Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Der Küchenbetrieb startet jeden Morgen um 6 Uhr, um 16.30 Uhr ist Feierabend. Andere Köche dürften sich nach diesen Arbeitszeiten die Finger lecken, arbeitet man als Koch sonst doch vor allem in den Abendstunden. „Genau deshalb habe ich mich vor 23 Jahren auf diese Stelle beworben“, sagt Roland Popp, der sich damals, nach 25 Jahren als umherreisender Koch, nach einer Stelle sehnte, die ihn fordert, aber Raum lässt für ein Privatleben.
Mathias Störcher lobt die Arbeit seines Vorgängers Roland Popp, der mit ganzer Leidenschaft seinen Beruf ausübt: „Ich bin immer gerne auf die Arbeit gegangen. Jeden Tag. Ich bin Koch mit Herzblut.“ Diese Passion hat ihn früh ereilt. Seine ersten Schritte in der Küche unternahm er mit seinen Eltern. „Ich durfte beiden immer über die Schulter schauen, da habe ich den Umgang mit Lebensmitteln lieben gelernt.“ Für ihn ist Kochen weit mehr als nur ein Beruf. „Was mich am Kochen fasziniert, ist der Weg eines Gerichts. Von den rohen Zutaten bis hin zu ihrer Veredelung.“
Roland Popp wird nach der Übergabe der Geschäfte sein Können auch weiterhin unter Beweis stellen, wenn er Familie und Freunde bekocht. Er freut sich darauf, Zeit zu haben, um auf dem Würzburger Markt frische Zutaten zu kaufen und anschließend noch Zeit für einen Cappuccino in der Sonne zu haben. Die neu gewonnene Freizeit wird er gerne mit seinen drei Enkeln verbringen. „Als Opa werde ich mit meinen Enkeln Hausaufgaben machen oder sie in die Geheimnisse einer guten Küche einweihen. Sie sind jetzt in dem Alter, in dem ich war, als ich meinen Eltern erstmals beim Kochen helfen durfte.“ Die meiste Zeit wird er mit seiner Frau verbringen. „Wir werden uns Dingen widmen, für die bislang überwiegend an den Wochenenden Zeit blieb.“ Radeln an der Mainschleife, Wandern im Steigerwald, Spaziergänge in Wald und auf weiter Flur, dazwischen eine kleine Rast mit einem guten Glas Grauburgunder und einer handfesten Vesper – und alles ist gut.
Seinem Nachfolger wünscht Roland Popp, „so frei kochen zu können wie es mir vergönnt war“. Das Vertrauen der Geschäftsführung und die gute Zusammenarbeit mit dem Team haben in den vergangenen 23 Jahren dafür gesorgt, dass immer alles klappte. Unaufgeregt, professionell, reibungslos – so war es, so ist es, so soll es bleiben.
Hintergrundbild: Viele Stationen hat Mathias Störcher (links) hinter sich: Wirtshaus, Sternerestaurant, Kreuzfahrtschiff und 4-Sterne-Hotel. Nun übernimmt er von Roland Popp die Fachbereichsleitung der Küche der Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg.