HISTORISCHER RÜCKBLICK

Firmengründer Albin Göpfert
1950
GRÜNDUNG DER FIRMA
Am Sonntag, den 1. Februar 1920, erblickte Albin Göpfert als Sohn der Eheleute Lioba und Josef Göpfert das Licht der Welt. Der Vater arbeitete als Kleinlandwirt und Holzflößer. Ihm beruflich nachzueifern kam für Albin nicht infrage. Mit 14 Jahren entschied er sich für eine Ausbildung zum Maschinenbauer. 1950 wurde er nach erfolgreicher Meisterprüfung im Maschinenbau in die Handwerkerrolle der Handwerkskammer für Unterfranken eingetragen und war fortan zur „Führung des Meistertitels und zur Ausbildung von Lehrlingen“ berechtigt. In der Nachkriegszeit traf ihn, wie so viele andere auch, das schwere Los der Arbeitslosigkeit. Also machte er sich selbstständig und verdiente sich fortan mit seiner Ein-Mann-Reparaturwerkstätte seinen Lebensunterhalt mit kleinen Aufträgen. Seine Devise lautete: „Sich nie vor Arbeit scheuen.“ Es wurde erledigt, was benötigt wurde. Er fertigte schmiedeeiserne Geländer, reparierte Sitzschalen für Schlepper, baute Konsolen und übte sich in der Konstruktion kleiner mechanischer Apparate, etwa für eine Weberei. Es dauerte nicht lange, bis er erkannte, dass er sich besonders gut auf diese Aufgabe verstand. Im Laufe der nächsten Jahre verschob sich sein Arbeitsgegenstand immer weiter auf den Bau von Apparaten mit Spezialanforderungen. Um Geld zu sparen, investierte Albin in eine einfache, billige Drehmaschine. Ein Fehler, wie sich später zeigen sollte. Doch er gewann dadurch frühzeitig die Erkenntnis, dass sich nur Qualität lohnt.

Albin Göpferts erhaltene Handwerkskarte aus dem Jahr 1950 ist das früheste schriftliche Zeugnis für die Ausübung seines Berufs.
1952
SPEZIALISIERUNG AUF MASCHINENBAU

Von links nach rechts: Erste Brückenstanze, Handslotter für die Firma REKA, erstes Firmensignet GÖMA.
Als Albin Göpfert seine Maschinenschlosserei gründete, war Wellpappe noch kein Arbeitsgegenstand. In Marktbreit gab es jedoch eine kleine Kartonagenfabrik. Deren Besitzer, Familie Schröder, beauftragte Albin mit einer Sonderanfertigung. So baute er 1952 aus zusammengesuchten Teilen eine erste Brückenstanze für Wellpappe. Ein Sohn der Familie, Heinrich Schröder, der sich ebenfalls im Wellpappengeschäft selbstständig gemacht und im Münchener Stadtteil Lohof eine eigene Kartonagenfabrik namens REKA gegründet hatte, nahm Kenntnis von der Maschine und beauftragte Albin Göpfert mit ihrer Weiterentwicklung und ihrem mehrfachen Nachbau. Kein Wunder: Die Konstruktion war einfach, leistungsstark, robust und, was damals besonders wichtig war, kostengünstig zu produzieren. REKA setzte die Maschinen am Kitzinger Standort seines Wellpappenwerks ein. Göpfert wurde in der Folge auch zur dortigen Reparatur und Modernisierung einzelner Maschinen eingesetzt. Mit diesem ersten Großkunden trat der in einer Scheune gegründete Betrieb aus dem Schatten der Bedeutungslosigkeit und fing an zu wachsen. Es entstanden darüber hinaus weitere Exemplare der Maschine, die in kurzer Zeit ihren Weg auch in andere Fabriken fanden, und das bald über die fränkische Region hinaus. Albin begann, an neuen Maschinenkonstruktionen zu tüfteln und lieferte 1953 seine erste Rotations-Schlitz-Maschine aus. Damit auch jeder die Maschinen erkennen würde, registrierte Albin den Markennamen „GÖMA“, ersann ein Firmensignet und brachte es an den Maschinen an.

Rechnung aus dem Jahre 1957
1960
KONSOLIDIERUNG WÄHREND DES WIRTSCHAFTSWUNDERS
Die fünfziger Jahre brachten neue Kraft in die deutsche Wirtschaft und kurbelten den Konsum an. Davon sollte eigentlich auch das junge Unternehmen profitieren, denn irgendwie mussten die immer zahlreicher werdenden Produkte des Wirtschaftswunders ja verpackt werden – und zwar am besten in: Kartonagen. Gleichwohl zeigte sich in den Jahren des sogenannten Wirtschaftswunders im Göpfert’schen Unternehmen ein Trend hin zur Stagnation, was sich unter anderem an der Zahl der Mitarbeiter ablesen lässt, die im Laufe der 1960er Jahre konstant bei sechs Personen verblieb. Albin Göpfert träumte recht bald von einer Erweiterung – weg aus dem einfachen Ziegenstall –, doch es fehlten schlicht die finanziellen Mittel. Erst als die Privatbank ihm ein Darlehen gewährte, entschloss sich Albin Göpfert zum Neubau eines Wohnhauses mit Halle in Marktbreit. Damit setzte er die Voraussetzungen für Wachstum. 1960 war die Halle im Marktbreiter Industriegebiet an der Mainleite bezugsfertig und ging in Betrieb. Hier war genug Raum für ein neues Maß an Kreativität und Produktion. Das Portfolio konnte nun erweitert und neue Sondermaschinen für die Wellpappenverarbeitung entwickelt werden.

Titelblatt eines Katalogs von 1968, damals noch mit dem ersten Firmenemblem, „GÖMA“.
1969
UNTERNEHMENSEINTRITT VON KARL F. GÖPFERT
Im Jahr 1969 trat Sohn Karl F. mit 22 Jahren ins Unternehmen ein, nachdem er am Polytechnikum in Schweinfurt das Studium zum Maschinenbauingenieur FH abgeschlossen hatte. Zuvor absolvierte er eine Lehre als Maschinenschlosser im elterlichen Betrieb und erlangte anschließend die Fachhochschulreife. Durch Aufenthalte im Ausland konnte er sein Wissen über Wellpappenverarbeitungsmaschinen weiter vertiefen.

Karl F. Göpfert im Alter von 22 Jahren.

Stolze Pionierleistung: Albin und Karl F. Göpfert bei der Begutachtung des Gesellenstücks, der „KS“, einer innovativen Rill- und Schneidemaschine, die der Sohn am Ende seiner Ausbildung angefertigt hatte.
Ab dem Zeitpunkt seines Eintritts in die Firma konzentrierte sich Karl F. auf die Optimierung der Organisation und erweiterte die Belegschaft um technische Konstrukteure und Facharbeiter – was nicht immer die volle Zustimmung seines Vaters fand.
Ebenso im Jahr 1969 heiratete er Siglinde Schermer. Aus der Ehe gingen Tochter Esther und Sohn André hervor. Siglinde stand von der ersten Stunde an ihrem Mann zur Seite und unterstützte ihn in allen geschäftlichen Belangen.
1972
INTERNATIONALER DURCHBRUCH
1972 reiste eine Göpfert-Delegation zum ersten Mal nach Düsseldorf zur Fachmesse Druck und Papier, kurz „DRUPA“. Man war mit einer Maschine und Infomaterial auf einem Stand des britischen Maschinenherstellers „Deritend Engineering“ vertreten. Dieser bahnte den Kontakt zu Göpferts erstem Kunden in Großbritannien an. 1977, beim zweiten Besuch auf der Messe, auf der über 1.100 Aussteller und knapp 285.000 Besucher verzeichnet wurden, unternahm man dann den entscheidenden Schritt über Europa hinaus. Nach Großbritannien konnte Göpfert nun auch in den USA einen Kunden gewinnen und in Übersee Fuß fassen. Bei der US-amerikanischen Firma „Lawrence Paper Company“ wurde 1979 der erste Jumbo-Slotter mit 4,5 m Arbeitsbreite installiert.

Messestand der Firma Deritend Engineering auf der DRUPA 1972, der den Kontakt zu einem britischen Kunden anbahnte und Göpferts internationales Geschäft begründete. Einen Teil des Standes nahmen Ausstellungsobjekte des Unternehmens Göpfert ein.
1973
UMZUG NACH WIESENTHEID
Mit Karl Franz’ Eintritt ins Geschäft kam nicht nur neuer Wind in den Betrieb, es wurden auch neue Verkaufsmärkte erschlossen und erste Kontakte ins Ausland geknüpft. Wie in den vergangenen Jahren kannte die Entwicklung des Unternehmens nur eine Richtung: nach oben. Die Werkhalle stieß ein Jahrzehnt nach ihrer Erbauung an ihre Kapazitätsgrenzen. In Marktbreit waren jedoch keine weiteren Flächen vorhanden, die an das Firmengelände grenzten und die man zur baulichen Erweiterung hätte nutzen können. So entschied sich die Familie zum Umzug mit ihren Mitarbeitern an einen anderen Ort, wo auch eine zukünftige räumliche Expansion möglich sein sollte. Die Wahl fiel auf Wiesentheid. Hier fand man ein geeignetes Gelände mit 5.000 Quadratmetern Fläche mit Erweiterungsmöglichkeiten zu einem sehr erschwinglichen Preis. Darauf entstand das heutige Betriebsgelände, auf dem 1973 eine neue Werkhalle mit 1.200 Quadratmetern Fläche ihrer Bestimmung übergeben wurde.

Vogelperspektive auf das Firmengelände in Wiesentheid im Jahr 1973.

Belegschaft von 1973; obere Reihe: Hans Wolff (links) und Manfred Düll (rechts); untere Reihe (von links nach rechts): Reiner Eitel, Albin Göpfert, Georg Gimmberlein, Nikolaus Natraka, Ernst Schultheiß.
1982
KRAFTZUWACHS DURCH KOOPERATION

Mit dem Partner Bahmüller an der Seite konnte man Aufträge mit größerem Volumen annehmen. Man trat nun gemeinsam auf, etwa auf Messen.
Bis 1982 hatte Göpfert ausschließlich Kreisscheren (KSD, seit 1973), Exzenterschlitzmaschinen (SI, seit 1979), Boxmaker (SRE, seit 1976), Stacker (ST, seit 1981) und Druckslotter (SL, seit 1974) gefertigt. Nun wurde das Portfolio erweitert. Bei der Abwicklung eines Großauftrags ging man eine Kooperation mit der Firma Bahmüller ein. Wilhelm Bahmüller, der Firmengründer, hatte, ähnlich wie Albin Göpfert, 1945 eine mechanische Werkstatt in seinem baden-württembergischen Heimatort Plüderhausen eröffnet. Schnell fasste er dort Fuß und etablierte sich innerhalb weniger Jahre als führender Maschinenhersteller für die wellpappenverarbeitende Branche. Mit den zwei Unternehmen fanden 1982 zwei kongeniale Partner zueinander. Es entstand die Firma BGM Bahmüller und Göpfert. Zusammen entwickelten die Ingenieure beider Unternehmen Inline-Anlagen zur vollautomatischen Produktion von Wellpappeverpackungen, das heißt, „das von Göpfert hergestellte Vorderteil wird durch den Verschlussteil von Bahmüller zu einer Gesamtfertigungsanlage ergänzt“. Die Kooperation dauert bis in die heutige Zeit an. Göpfert sorgte nicht nur mit einem größer werdenden Maschinenpark für eine internationale Marktfestigung, sondern auch mit Kooperationen im Ausland. Die 1929 gegründete Geo M. Martin Company aus Emeryville, Kalifornien (USA), gehörte damals zu den Weltmarktführern der Anbieter für Wellpappen-Querschneider, die bereits in den 1960er Jahren branchenweite Industriestandards gesetzt hatte. Durch unternehmerisches Geschick gelang es Karl F. Göpfert, die Rechte zum Vertrieb des Querschneiders für Europa zu erhalten. Diese Entwicklungen waren für das Unternehmen wichtige Schritte bei der Entwicklung der sogenannten „Trockenenden“ einer Wellpappenanlage. Trockenenden betreffen die Anlagenteile Kurzquerschneider, Querschneider, Rill- und Schneidautomat sowie Computersteuerung.

Mit dem Partner Bahmüller an der Seite konnte man Aufträge mit größerem Volumen annehmen. Man trat nun gemeinsam auf, etwa auf Messen.

Karl F. Göpfert im Jahr 1987 bei der Begutachtung einer Maschine vor Verlassen der Wiesentheider Werke.

Bild einer modernen BGM Caseline Maschine.
1983
GÖPFERT-MASCHINEN IN ALLER WELT
Die Maschinen wurden nicht nur zahlreicher, sondern auch größer, zum Beispiel in Form der 4,8 Meter breiten FPS, eines Jumbo-Slotters der Superlative. Ein weiterer technischer Meilenstein war die erstmalige Installation einer Inline-Rotations-Stanzmaschine, auch „Rotary Diecutter“ genannt, die im Wellpappenwerk Franz Gierlichs in Leverkusen in Betrieb ging. Sie verrichtete ihre Arbeit so gut, dass der Kunde bis 1990 noch zwei weitere Exemplare erwarb. Auch ins Ausland wurden nun große Pakete verschickt: So wurde 1983 der zur damaligen Zeit weltweit größte Flexodruck-Slotter mit einer Breite von über fünfeinhalb Metern nach einer fast dreijährigen Entwicklungs- und Bauzeit nach Australien verschifft.

1983 wurde erstmals ein Jumbo-Slotter mit einer Rekordbreite von 5,5 Metern montiert und nach Australien verschifft. Das Bild zeigt das Montageteam inkl. Albin Göpfert (Mitte, mit hellem Hemd).

Auch 41 Jahre später läuft die Maschine noch. Auf dem Foto von 2024 stehen Karl F. und André Göpfert anlässlich eines Besuches in Australien vor der Maschine. Einzig die Farbe wurde vom Kunden selbst der CI entsprechend umlackiert.


1989
GÖPFERT GOES DIGITAL
Der Bau der immer zahlreicher werdenden Maschinen produzierte eine große Datenmenge und erforderte eine ausgefeilte Vorplanung. Daher entschied man sich im Unternehmen frühzeitig für den Einsatz entsprechender EDV-Systeme zur besseren Produktionsplanung und Prozesssteuerung, kurz „PPS“, und zur Einrichtung eines zentralen Datenbanksystems bzw. eines sog. Enterprise Resource Planning, kurz „ERP“. Die Fertigung der Bauteile wurde zudem durch die Einführung von CAD-CAM-Systemen im Jahre 1989 weiter vereinfacht und professionalisiert. Man vollzog früh den Schritt hin zur Digitalisierung und konnte so den Vorsprung halten, den man sich in der Vergangenheit erarbeitet hatte.



Ein Foto aus der Übergangsphase Reißbrett zum CAD. Ralf Schiffmann (3. v. l.) als junger Ingenieur im Gespräch mit Technischen Zeichnern.


1992
EINLADUNG ZUR ERSTEN HAUSMESSE
Zu Beginn der 1990er Jahre öffnete man für die Fachöffentlichkeit zum ersten Mal alle Türen des Unternehmens und bot Führungen sowie Vorträge an, die die ganze Schlagkraft des Unternehmens unter Beweis stellten. Auf die erste Hausmesse, die ein voller Erfolg war, sollten weitere folgen. Hunderte Gäste kamen aus aller Welt, unter anderem aus ganz Westeuropa, aus Südafrika und aus den Ostblockstaaten. Die Feierlichkeiten wurden gekrönt von der Vertragsunterzeichnung für die Lieferung einer 4,8 Meter breiten Flexo-Printer-Inline-Maschine.


Als sehr gut besucht erwies sich eine Hausmesse, die 1992 Besucher aus aller Welt nach Wiesentheid lockte. Neben Informationsveranstaltungen sorgte ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm für vergnügte Stunden. Karl F. Göpfert mit Sohn André 1992 vor dem Euroslotter.


Eine weitere technische Meisterleistung stellte 1996 die Entwicklung der Evolution dar, die bis heute Maßstäbe setzt.
1993
BEST IN ITS CLASS
Die 1990er Jahre waren geprägt von der Entwicklung neuer Maschinentypen, die über die Grenzen des bisher Machbaren hinausgingen. 1993 führte Göpfert eine Miniversion des Boxmakers SRE ein. Sie wird bei kleinen Formaten und Serien in der Verarbeitung von Wellpappe eingesetzt und sorgt auch bei geringen Stückzahlen für Wirtschaftlichkeit in der Produktion. 1996 kam es auf Initiative von Karl F. Göpfert zu einer weiteren Sensation: der Einführung einer servoangetriebenen Rotationsstanze. Ihr sinnfälliger Name lautete „Evolution“. Dieses Meisterwerk der Technik wurde ein Kassenschlager und ist auch heute noch „State of the Art“. Zu Beginn arbeitete die Maschine so schnell, dass sie die bis dahin üblichen Bogenableger schlichtweg überforderte. So entwickelte Göpfert in der Folge den Bogenableger „EVO-Stack“, der mit der Evolution Schritt halten konnte und in der Produktion für neue Rekorde bei den Leistungsamplituden sorgte. 1999 schlug man auch in der Geschichte der Flexodruckmaschinen ein neues Kapitel auf. Die „Impression“ als erste Postprint-Maschine schaffte das, was ihr Name vorwegnahm: Sie machte mächtig Eindruck bei den Kunden. Vielleicht auch, weil dieses Modell so viel Beifall erhielt, gab man der zweiten Baureihengeneration, die 2003 folgte, den Namen „Ovation“. Auch sie etablierte sich als Standard ihrer Klasse. Wer zu jener Zeit das Nonplusultra an Druckgenauigkeit und Ausstattung suchte, bedruckte Wellpappe mit einer Göpfert Ovation.

Die kleine Schwester des Boxmakers SRE machte ab 1993 die Produktion kleiner Stückzahlen wirtschaftlicher.
2000
BESTÄNDIGKEIT UND WECHSEL
Im Jahr 2000 konnte Göpfert auf eine 50-jährige Unternehmensgeschichte zurückblicken. Am Rande einer Ausschuss-Sitzung der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt in Wiesentheid wurde die Firma Göpfert Maschinenbau GmbH ausgezeichnet. Das Unternehmen expandierte auch weiterhin stark. Zur Jahrtausendwende war die Zahl der Belegschaft auf 180 Mitarbeiter angestiegen. Sie verrichteten auf 6.000 Quadratmetern Fläche ihre Arbeit. Darunter waren 20 Lehrlinge in den Ausbildungsberufen Metallverarbeitung, Elektrotechnik, Technischer Zeichner und Kaufmännische Berufe. In den 2000er Jahren kam es auch zu einem Marken-Relaunch. Das gesamte Erscheinungsbild, sämtliche Broschüren, die Website und Anzeigen wurden überarbeitet und neu gestaltet. Zudem startete man das sog. Retrofit-Programm, das darauf abzielte, in die Jahre gekommene Maschinen zu modernisieren. Das Eisen der Maschine hält hundert Jahre, aber für den Betrieb braucht man die passende Software – auch in der Zukunft.

Titelblatt der ersten Hauszeitschrift, „Innovations“, die ab 2005 erschien. Sie wurde 2011 von der Nachfolgerin „Wellenwerk“ ersetzt.

Nachwuchs rekrutiert man über eigene Ausbildungsprogramme. Auf dem Bild von 2005 sind die Azubis mit ihren Ausbildern zu sehen.
2005
EINTRITT DER DRITTEN GENERATION

André und Esther Göpfert nach ihrer Ernennung zu geschäftsführenden Gesellschaftern im Jahr 2005.
2005 investierte man in ein weiteres Bürogebäude, das dringend benötigt wurde. Esther Göpfert, die bereits 1993 ihre Laufbahn im Unternehmen begann, und ihr Bruder André, der 2002 ins Unternehmen eintrat, wurden 2005 geschäftsführende Gesellschafter. Die Familie konnte nun die vielen Aufgaben und Zuständigkeiten auf mehrere Schultern verteilen. Esther Göpfert ist heute der Fels in der Brandung, die alle „nicht technischen Probleme“ auf dem Tisch hat und diese mit unermüdlichem Fleiß und Ausdauer löst. Geordnete Finanzen, straffe und schlanke Verwaltung und alle Personalfragen sind ihr Metier. André Göpfert hatte zuvor praktische Erfahrungen in den USA gesammelt und dort eine riesige Marktlücke für schöne bedruckte Verpackungen erkannt. Zu dieser Zeit entwickelte er seine Leidenschaft für den Flexodruck, die ihn zum „Druckpapst“ bei Göpfert machte. Bis heute landen alle drucktechnischen Themen auf seinem Tisch. Die Liebe zu den USA blieb und so baute er erfolgreich den Markt dort auf. André war maßgeblich an der Entwicklung der High-Graphics-Maschine Ovation beteiligt. Karl F. Göpfert ging und geht weiterhin seiner Passion, der Entwicklung von Maschinen, nach und leitet die Technik. Siglinde Göpfert ist bis heute für den Einkauf zuständig.
2009
PROBLEMLOS DURCH DIE WELTFINANZKRISE
Im Jahre 2009 kam es infolge einer Immobilienblase in den USA zur folgenreichen Weltfinanzkrise, die auch auf die mainfränkische Wirtschaftsregion teilweise fatale Auswirkungen hatte. Dank flexibler Strukturen und der Vielseitigkeit der Mitarbeiter gelang es jedoch dem Unternehmen, die Krise ohne Probleme zu bewältigen. Vor dem Hintergrund, dass aufgrund der Konjunkturschwäche andere Marktteilnehmer vom Markt verschwanden, ist diese Leistung umso beeindruckender. 2010 wurden sogar schon wieder Überstunden in den Hallen von Göpfert vezeichnet, um die neuerlichen Auftragsspitzen bewältigen zu können.

Ein Auftrag der Superlative war die Fertigstellung und Lieferung einer 100-Tonnen-Maschine nach Saudi-Arabien. Hierbei wurden alle Rekorde bezgl. Schnelligkeit, Anspruch und Volumen gebrochen.
UMSATZREKORDE AUF DEM WEG ZU BAYERNS SPEERSPITZE
Spätestens 2012 war die Krise in der Branche vollends überwunden: Die weltweite Nachfrage nach Maschinen für die Verarbeitung von Wellpappe übertraf alle Erwartungen. Darum folgte in den Folgejahren ein Umsatzrekord auf den anderen. Um mit der unternehmerischen Entwicklung baulich Schritt zu halten, erwarb man ein Nachbargrundstück und expandierte dort räumlich weiter. Beim Blick auf die Mitarbeiterzahl wird deutlich, warum dieser Schritt wichtig war: Göpfert beschäftigte nun über 300 Mitarbeiter. Göpfert zählte längst zu den wirtschaftlichen Leuchttürmen in Bayern und war an der Spitze. 2017 wurde das Unternehmen vom Bayerischen Wirtschaftsministerium zum ersten Mal mit dem Preis „Bayerns Best 50“ bedacht – 2022 zum zweiten Mal. Die Idee hinter dem Preis erklärte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei der Verleihung 2022 so: Die Preisträger eint, dass sie in den letzten fünf Jahren ihren Umsatz und die Anzahl ihrer Beschäftigten signifikant steigern konnten. Mit diesen wirtschaftlichen Leistungen und den neu geschaffenen Arbeitsplätzen haben sie den Freistaat nach vorne gebracht. Die Preisträger stünden meist im Schatten der großen deutschen Wirtschaftsunternehmen. Um dieser Tatsache entgegenzuwirken, engagiert sich Göpfert seit Jahrzehnten überdurchschnittlich in der Berufsausbildung.

2022 wurde das Wiesentheider Unternehmen zum zweiten Mal ausgezeichnet.

2017 wurde der Maschinenbauer für seine Erfolge von der bayerischen Staatsregierung geehrt.

2015
ALLES NEU GEDACHT
Die Erweiterung der Firma um ein computergesteuertes Logistiklager, zwei Montagehallen und ein Verwaltungsgebäude markierte einen wichtigen Schritt in der Firmenhistorie, insgesamt wurden über 15 Millionen Euro investiert. In diesem Zusammenhang sprach André Göpfert bereits 2015 von einer „grandiosen Leistung“. Im ersten Schritt entstanden nach dem Abriss eines bestehenden Gebäudes im Sommer 2014 zwei moderne Lagerhallen mit einer Gesamtfläche von 2.600 Quadratmetern. Gleichzeitig wurden über 100 Parkplätze für die Mitarbeiter geschaffen. Ende 2014 begann die Errichtung zweier weiterer Hallen mit einer Gesamtfläche von 9.000 Quadratmetern. Anfang 2017 waren die Erweiterungsbauten fertiggestellt. Neben zwei Lagerhallen, darunter ein vollautomatisches Kleinteilelager mit 8.316 Behälterstellplätzen und ein automatisches Paletten-Hochregallager mit 1.708 Stellplätzen, waren eine Endmontagehalle und ein neues Vertriebs- und Schulungszentrum entstanden. Über Jahrzehnte gewachsene Hallenstrukturen waren nun komplett überarbeitet und umgebaut. Aufgrund einer optimierten Logistik können nun höhere Produktionsgeschwindigkeiten und schnellere Lieferungen erzielt werden. Die Montagekapazität ist auf bis zu zwölf Druck- und Stanzmaschinen angewachsen, die parallel montiert werden können. Durch Solarkollektoren und eine moderne Hackschnitzelanlage hat man sich weitgehend energieautark gemacht.

Titelblatt des Periodikums „Wirtschaft in Mainfranken“, der offiziellen Kammerzeitschrift der IHK Würzburg-Schweinfurt. 2017 porträtierte man darin die Familie Göpfert und ermöglichte der Leserschaft weitgehende Einblicke ins Unternehmen.


Blick in die moderne Logistikhalle mit Hochregallager, in der alles digital abläuft. Moderne Lagerhaltung und Distributionsmethoden erlauben effiziente Prozessabläufe und sind ebenso beispielhaft wie die technischen Maschinenentwicklungen aus dem Hause Göpfert.
WANDEL ZUM KOMPLETTANBIETER

Material Handling System vom Tochterunternehmen Corrpal Systems AB in Kombination mit einer Göpfert-Maschine.
Mit der mehrheitlichen Übernahme der Anteile an der Firma „Dücker Corrpal AB“ aus dem schwedischen Ystad bei Malmö wurde die Göpfert Maschinen GmbH 2021 Hauptgesellschafter des Spezialisten für Brecher und Palettiersysteme. 2022 konnte Göpfert das schwedische Unternehmen zu 100 Prozent übernehmen. Das Unternehmen avancierte dadurch zum Komplettanbieter von Wellpappenverarbeitungsanlagen. Heute, im 75. Geschäftsjahr, arbeiten rund 550 Mitarbeiter für die Göpfert Gruppe. Mit 75 Jahren zählt es zu den langlebigsten Familienunternehmen in Mainfranken. Göpfert wächst weiter, die Unternehmensgruppe ist gesund. Durch das Wachstum des E-Commerce in Deutschland sowie in ganz Europa und darüber hinaus spielt die Verpackung aus Wellpappe eine immer wichtigere Rolle. Mit dem rasant zunehmenden Online-Handel wächst nicht nur der Logistikmarkt, sondern weltweit auch die Bedeutung von Verpackungen. Trotz des anhaltenden Erfolgs wirft man in Wiesentheid ein waches Auge auf die Entwicklung des Marktes und setzt auf die Diversifikation seines Portfolios. Neben der rosigen wirtschaftlichen Lage beruht der Erfolg des Unternehmens auf einer zweiten Säule, die das Unternehmen von Anfang an geprägt hat: der Kraft der Familie. Ihr Zusammenhalt habe stets für Kontinuität gesorgt – und so soll es nach dem Willen der Familie Göpfert auch in Zukunft bleiben.

