Hightech für das Gehirn

Dank modernster Medizintechnik lassen sich die Symptome von Morbus Parkinson inzwischen sehr viel präziser behandeln als früher. Am UKW wurden einem Patien­ten nun erstmals in Deutschland neuartige Elektroden für die Tiefe Hirnstimulation eingesetzt.

Porträt Prof. Cordula Matthies

Prof. Dr. Cordula Matthies,

Leiterin der Funktionellen Neurochirurgie

Stilisierte Darstellung einer Cartesia-Sonde, weiß mit mehreren silbernen Oberflächenelementen

Mit 16 statt acht Kontaktpunkten lassen sich die Gehirnareale präziser ansteuern.

Gruppenbild medizinisches Team in grüner OP-Kleidung mit Schild: Congratulations! First case with Vercise Cartesia X/HX und  Logo der FIrma Boston Scientific

Prof. Matthies und Team.

Porträt Prof. Jens Volkmann

Prof. Dr. Jens Volkmann,

Klinikdirektor der Neurologie

Seit den 1990er Jahren hat sich die Tiefe Hirnstimulation in Deutschland als Therapieoption für Patientinnen und Patienten mit Morbus Parkinson etabliert. Dafür implantieren Neuro­chirurginnen und -chirurgen minimal­invasiv zwei Elektrodenträger in Form eines dünnen Stabs in das Gehirn der erkrankten Person. Über ein feines Kabel sind diese Elektroden mit einem Hirnschrittmacher im Bereich des Schlüsselbeins verbunden. Er sendet schwache elektrische Impulse in winzige Hirnareale. Steifigkeit, verlangsamte Körperbewegungen und Zittern können dadurch nachlassen.

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Verfahren weiterentwickelt. Inzwischen profitieren Betroffene von einer Behandlung, die sich immer präziser an ihre individuellen Symptome anpassen lässt. So implantierte Prof. Dr. Cordula Matthies, Leiterin der Funktionellen Neurochirurgie am UKW, im Juni einem Patienten bundesweit erstmals neuartige Elektroden nach deren Zulassung. Die Elektroden namens Vercise Cartesia X des Herstellers Boston Scientific verfügen über 16 statt bisher acht Kontaktpunkte, die über eine längere Distanz verteilt sind und Impulse auch in verschiedene Richtungen abgeben können. An einer Studie im Rahmen der Zulassung war das UKW zuvor ebenfalls bereits beteiligt.

Anpassung an den Krankheitsverlauf möglich

Durch die verlängerten Elektroden mit ihren zusätzlichen Kontaktpunkten lassen sich Hirnareale sehr genau ansteuern. „So können wir die verschie­denen Sympto­me zielgerich­teter beeinflussen und Nebenwirkungen noch besser vermeiden“, erklärt die Neuro­chirurgin. Auch die Technologien, die im Hirnschritt­macher ver­ankert sind, wurden weiterentwickelt. Über Software stimmen Prof. Dr. Jens Volkmann, Klinikdirektor der Neurologie, und sein Team die Stimulation individuell ab. Künstliche Intelligenz unterstützt sie dabei, aus Millionen Einstellungen jene auszuwählen, die für Erkrankte zum aktuellen Zeitpunkt das beste Ergebnis zeigen.

Laut dem Neurologen hat sich die Lebensqualität des behandelten Patienten durch den Eingriff wesentlich verbessert. Vorher habe die Wirkung der eingenommenen Medikamente geschwankt, sodass die Einschränk­ungen mal stärker, mal schwächer ausfielen und er phasenweise komplett erstarrt und unbeweglich war. „Die Tiefe Hirnstimulation sichert ihm nun eine gleichbleibend gute Beweglich­keit“, erklärt Prof. Volkmann. Auf Medikamen­te könne der 69-Jährige weitgehend verzichten und damit auch deren Neben­wirkungen vermeiden.

Weitere Studien sollen bald aufzeigen, welche Patientinnen und Patienten besonders von den neuen Elektroden profitieren. „Für einige von ihnen bedeuten sie sicher eine sehr wichtige Weiterentwicklung, vor allem auch durch die Möglichkeit der weiteren Anpassung im Krankheitsverlauf“, sagt Prof. Matthies.

Weitere Informationen sowie Ansprechpersonen finden Sie hier
Zur vorherigen Seite
Zur nächsten Seite
Datenschutzerklärung
Cookie-Einstellungen ändern