Ob extreme Frühgeburt oder Seltene Erkrankung: Die Kinderklinik bietet eine enorme Bandbreite.
Für die Kleinsten das Größte
Wer Kinder behandelt, trägt besondere Verantwortung. Deshalb setzt die Kinderklinik nicht nur auf hochspezialisierte, sondern auch auf ganzheitliche Betreuung.

Ob extreme Frühgeburt oder Seltene Erkrankung: Die Kinderklinik bietet eine enorme Bandbreite.
Für die Kleinsten das Größte
Wer Kinder behandelt, trägt besondere Verantwortung. Deshalb setzt die Kinderklinik nicht nur auf hochspezialisierte, sondern auch auf ganzheitliche Betreuung.
Lina ist fünf Jahre alt. Geboren wurde sie viel zu früh und nur 820 Gramm schwer. Ihre ersten Wochen verbrachte sie in der Neonatologie der Universitäts-Kinderklinik Würzburg, wo sie rund um die Uhr überwacht und versorgt wurde. Heute kommt sie regelmäßig zur Kontrolle – denn Lina hat einen angeborenen Herzfehler, der von den Spezialistinnen und Spezialisten der Kinderkardiologie betreut wird. Sie kennt die Stationen, die Gesichter, die Stimmen. Für sie ist die Kinderklinik ein vertrauter Ort – ein Ort, der ihr Leben gerettet hat.
Für Linas Eltern war diese Zeit eine Achterbahnfahrt zwischen Angst und Hoffnung. Sie erinnern sich an die ersten Tage, an die piepsenden Monitore, an die ruhige Stimme der Ärztin, die ihnen erklärte, was gerade geschieht. Sie erinnern sich an die Wärme der Pflegekräfte, die mitten in der Nacht eine Hand auf ihre Schulter legten. Heute sagen sie: „Ohne diese Klinik hätten wir unsere Tochter vielleicht nie richtig kennenlernen dürfen.“
Hochspezialisierte Versorgung, individuell und interdisziplinär
Linas Geschichte ist ein Beispiel für die enorme Bandbreite der Universitäts-Kinderklinik. Als Zentrum der Maximalversorgung für die Region Unterfranken und darüber hinaus behandelt das Team Kinder und Jugendliche mit über 1000 verschiedenen Krankheitsbildern – vom Frühgeborenen bis zum jungen Erwachsenen. 6500 Kinder und Jugendliche werden jährlich stationär behandelt, weitere 30.000 in Notfall- oder Spezialambulanzen.
Krankheiten, die sich bereits am Lebensanfang zeigen, sind häufig komplex, deshalb muss die Kinderklinik spezialisierte Bereiche vorhalten. Ihr Spektrum reicht von der Versorgung der Allerkleinsten auf der Intensivstation über die Behandlung von Immundefekten oder Rheuma bis hin zur Betreuung von Kindern mit sehr herausfordernden Krebserkrankungen in der Onkologie – die Kinderklinik gehört zu den größten Zentren Deutschlands mit modernsten Diagnostik- und Therapieverfahren. Für chronische Leiden wie Mukoviszidose, Diabetes oder Epilepsie gibt es spezialisierte Teams, die weit mehr als nur die medizinische Behandlung im Blick haben. Ob es um Magen, Nieren oder das Hormonsystem geht – für jeden Bereich stehen hochspezialisierte Expertinnen und Experten bereit.
In vielen Bereichen wird eng mit anderen Kliniken am UKW zusammengearbeitet, unter anderem dann, wenn operiert werden muss: etwa mit der Kinderchirurgie, HNO, Urologie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie oder Augenheilkunde. Ein besonderer Schwerpunkt in Würzburg ist die Kinder-Neurochirurgie, die sich auf Hirntumoren und Schädelfehlbildungen spezialisiert hat. Aber auch die Expertise bei Seltenen Erkrankungen ist über die Region hinaus bekannt. Ein Fokus liegt auf der langfristigen Begleitung von Kindern mit neurologischen Erkrankungen oder Entwicklungsauffälligkeiten im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ).

Frühgeborenenmedizin kann Leben retten.
Chronische Störungen treten in den Vordergrund
Dabei hat sich die Kinderklinik an die veränderte gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahrzehnten angepasst. „Während akute Infektionskrankheiten mittlerweile oft erfolgreich behandelt oder sogar vermieden werden können, treten heute zunehmend chronische Störungen mit komplexen Auswirkungen auf die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen in den Vordergrund“, so Klinikdirektor Prof. Christoph Härtel. Dabei ist das Wechselspiel zwischen körperlicher und seelischer Gesundheit erheblich, wie auch die Folgen der Pandemie mit Schulschließungen und eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten eindrücklich zeigten. Entscheidend ist deshalb auch die enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Technik ist nur die eine Seite
Trotz aller Spezialisierung ist es gerade bei Kindern unerlässlich, das große Ganze stets im Blick zu haben. „Die Kinderklinik repräsentiert beides: eine ganzheitliche Sichtweise der Medizin in einem besonderen Lebensabschnitt und eine hohe Spezialisierung“, sagt Prof. Härtel. Ein Beispiel dafür ist die Betreuung von extremen Frühgeborenen und Babys mit Fehlbildungen im Perinatalzentrum. Auf den ersten Blick dominiert hier hochtechnologisierte Medizin mit Inkubatoren, Monitoren und Beatmungsgeräten. Doch das ist nur die eine Seite. Die andere, ebenso wichtige, ist ein engmaschiges Unterstützungsnetzwerk für die ganze Familie.
Dazu gehören psychosoziale Angebote wie die „Babylotsen“, die den Eltern in der ersten Zeit zur Seite stehen, ebenso wie die sozialmedizinische Nachsorge durch den „Bunten Kreis“. Dieses spezialisierte Team aus Pflegekräften und Sozialpädagoginnen begleitet die Familien beim oft schwierigen Übergang von der Klinik nach Hause. Dieses Netzwerk ist ganz entscheidend für langfristige Therapieerfolge – und damit für die Zukunft der Familien.

Wo die Kleinsten der Kleinen betreut werden, trifft Technologie auf menschliche Zuwendung.

Kinder und Jugendliche über alle Spezialgebiete und Altersgrenzen hinweg optimal zu versorgen, ist eine Teamleistung.

Die meisten Kinder sind zum Glück gesund – doch Vorsorge ist bei ihnen umso wichtiger.
Familien sind Teil des Teams
Eltern und Bezugspersonen sind in der Kinderklinik keine Besucher, sondern die wichtigsten Partner im Behandlungsteam. „Ihre Anwesenheit ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht, denn ihre Nähe, Intuition und Fürsorge sind für den Heilungsprozess unersetzlich“, so Prof. Härtel. Besonders deutlich wird das in der Kinderonkologie, einem Bereich, in dem Familien oft Monate oder sogar Jahre eng mit der Klinik verbunden sind. Hier arbeiten ärztliches Personal, Pflegeteams und psychosoziale Dienste Hand in Hand mit den Familien.
Unterstützt werden sie dabei von unschätzbaren Partnern wie der Elterninitiative Regenbogen e. V., die weit mehr als nur finanzielle Hilfe leistet: Sie schenkt Geborgenheit, schafft Begegnungsräume und wird für viele zu einem zweiten Zuhause auf Zeit.
Ebenso engagiert sich der Verein KIWI e. V., die Interessengemeinschaft zur Förderung der Kinder der Würzburger Intensivstation. KIWI unterstützt zum Beispiel durch die Finanzierung von Medizingeräten, Elternwohnungen und speziellen psychosozialen Angeboten. Beide Initiativen sind für betroffene Familien oft ein wertvoller Rückhalt – finanziell, praktisch und emotional.
Ausblick in die Zukunft
Damit die Kinder auch in Zukunft gut versorgt sind, muss sich die Kinderklinik stetig weiterentwickeln. Strukturierte Fortbildung und Qualitätssicherung werden großgeschrieben, denn, so Prof. Härtel: „Wer Kinder behandelt, trägt besondere Verantwortung.“
Auch räumlich wird sich die Klinik verändern. Ein zentrales Zukunftsprojekt ist der geplante Neubau des Zentrums Frauen-Mutter-Kind mit kindgerechten Räumen und Elternzimmern, das das neue Zuhause der Pädiatrie werden soll. Um Versorgungslücken in ländlichen Regionen zu schließen, geht man auch digital neue Wege: So können Kinder und ihre Familien über Videosprechstunden mit Spezialistinnen und Spezialisten der Kinderklinik sprechen.
„Gute Kindermedizin ist kein Selbstläufer“, resümiert Prof. Härtel. „Sie braucht Ressourcen, Aufmerksamkeit und politische Unterstützung.“ Oder, mit den Worten von Nelson Mandela: „Der wahre Charakter der Gesellschaft zeigt sich darin, wie sie ihre Kinder behandelt.“

Kinder und Jugendliche mit über 1000 verschiedenen Krankheitsbildern werden behandelt.

Elterninitiativen und Herzensprojekte der Kinderklinik
Starke Partner der Kinderklinik sind Elterninitiativen wie KIWI e. V., ein Verein, der Familien schwer kranker Kinder unter anderem mit Elternwohnungen und Beratung zur Seite steht, die Elterninitiative Regenbogen e. V., die sich seit über 40 Jahren für krebskranke Kinder und deren Familien einsetzt, oder die Regionalgruppe Unterfranken, Mukoviszidose e. V., die das renommierte Christiane Herzog-Zentrum unterstützt. „Die Initiativen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Kinderklinik“, so Prof. Härtel.
Viele weitere Projekte werden gemeinsam mit Schulen, Kindergärten, Vereinen und Unternehmen aus der Region umgesetzt und sorgen für magische Momente, die Kindern und Familien Freude schenken, Ängste nehmen und das Klinikleben menschlicher und nahbarer machen. Dazu zählen Aktionen wie die jährliche Teddyklinik, die Kindern spielerisch die Angst vor dem Arztbesuch nimmt, der fantasievolle „Zauberwald“ an der Außenfassade oder die Nikolaus-Aktion, bei der sich Höhenretter der Feuerwehr vom Dach abseilen.
Zudem beteiligt sich die Kinderklinik als aktiver Partner an der Etablierung des Childhood-Hauses für kindgerechte Versorgung von Betroffenen sexualisierter Gewalt.