Gesundheit von Anfang an

Wie Würzburger Forschende das kindliche Immunsystem entschlüsseln – und warum es die Weichen für ein langes, gesundes Leben stellt.

Blick in einen Inkubator: Zwei sehr kleine Babyfüße mit einem Gerät zur Sauerstoffmessung
„Wir schauen uns an, wie sich Säuglinge gegen Viren oder Bakterien verteidigen und welche Faktoren die Reifung ihres Immunsystems fördern oder behindern.“
Porträt von Prof. Dorothee Viemann

Prof. Dr. Dorothee Viemann

Leitung Translationale Pädiatrie

Warum erkrankt das eine Kind häufiger an Infekten als das andere? Was, wenn der Grundstein für spätere Erkrank­ung­en wie Adipositas oder Allergien schon direkt nach der Geburt gelegt wird? An der Universitätskinderklinik Würzburg geht ein Team von Forschenden genau diesen Fragen nach. Ihr Ziel: Krank­heiten vorbeugen, bevor sie überhaupt entstehen.

Ein Herzstück dieser Zukunftsforschung ist die MIAI-Studie. Im Rahmen dieses Projekts begleiten die Forschenden mehrere hundert Neugeborene aus Würzburg und Umgebung über ihre ersten Lebensjahre. „Wir schauen uns an, wie sich Säuglinge gegen Viren oder Bakterien verteidigen und welche Fak­toren die Reifung ihres Immun­systems fördern oder behindern“, erläutert Prof. Dr. Dorothee Viemann, die Leiterin der Forschungsgruppe. „Aus diesem bes­seren Verständnis können wir gezielt Vorbeugemaßnahmen ableiten, die Familien und ärztliches Personal direkt unterstützen.“

Um die Forschung für Kinder gezielt zu stärken, hat die Medizinische Fakultät eine spezielle Professur geschaffen, die wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die Behandlung überführt. „Diese enge Verzahnung von Spitzenforschung und klinischer Versorgung ist in dieser Form in Deutschland bislang einmalig“, erklärt Prof. Dr. Christoph Härtel, Direktor der Kinderklinik. „Wir wollen wissenschaftliche Erkenntnisse unmit­telbar für die Gesundheit unserer jungen Patientinnen und Patienten nutzbar machen.“

Die Erkenntnisse aus der Immun­for­sch­ung bilden die Basis für eine breite Forschungslandschaft. So untersucht die Kinderklinik, warum Frühgeborene spezielle Komplikationen entwickeln oder wie das „Mikrobiom“ – die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die kindliche Haut und Schleimhäute natürlicherweise besiedeln – bei Krebs oder Entzündungen hilft. Das Spektrum reicht von der pädiatrischen Infektio­lo­gie bis hin zur Onkologie, wo neueste zelluläre Immun­therapien im Kampf gegen Krebs zum Einsatz kommen.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt zudem auf der Erforschung Seltener Erkrankungen in enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Seltene Erkrank­ungen (ZESE). Hier werden beispiels­weise über 180 Menschen mit Mukoviszidose betreut, deren Krank­heitsverlauf durch frühzeitige Diagnose und neuartige Therapien heute ent­scheidend verbessert werden kann.

Zwei Wissenschaftlerinnen sitzen vor Mikroskopen

Durch die enge Verzahnung mit der Klinik kann Forschung schneller nutzbar gemacht werden.

Vorsorge, die sich rechnet

Investitionen in die Gesundheit von Kleinkindern zahlen sich übrigens nach­weislich aus: Der Wirtschafts­nobel­preis­träger James Heckman hat vorge­rechnet, dass jeder Euro, der in früh­kindliche Gesundheitsprogramme investiert wird, der Gesellschaft später bis zu neun Euro an Folgekosten erspart.

Für die beiden Forschenden ist ihre Arbeit mehr als nur Wissenschaft. Ihr gemeinsames Fazit lautet: „Pädiatrische Forschung kann ein Schrittmacher für die Prävention in der gesamten Medizin sein. Investitionen in Kindergesundheit und Forschung sollten wir nicht als Kosten betrachten, sondern als eine der klügsten Investitionen unserer Gesell­schaft – für gesunde Kinder, starke Familien und eine lebenswerte Zukunft.“

Weitere Informationen sowie Ansprechpersonen finden Sie hier
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