UKW als einziges Uniklinikum in Bayern ausgezeichnet
Das Universitätsklinikum Würzburg setzt auf eine enge und lebendige Kooperation mit Selbsthilfegruppen. Davon profitieren Patientinnen, Patienten, Angehörige und die Gesellschaft als Ganzes.

Ines Krahn, Dr. Philipp Feldle, Gabriele Nelkenstock, Susanne Just und Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus bei der Übergabe der Urkunden.

Gabriele Nelkenstock
Selbsthilfebeauftragte
Rund 3,5 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland in mehr als 100.000 Selbsthilfegruppen. Auch in Mainfranken ist das Angebot groß: Allein in Würzburg gibt es über 200 Gruppen, die sich ehrenamtlich und eigenständig organisieren: von sozialen oder persönlichen Themen bis hin zu chronischen Erkrankungen, psychischen Belastungen oder Suchterkrankungen.
„Etwa jede zehnte erwachsene Person nimmt im Laufe des Lebens an einer Selbsthilfegruppe teil“, betont Gabriele Nelkenstock, die Selbsthilfebeauftragte am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Selbsthilfe bedeutet für Patientinnen und Patienten weit mehr als den Austausch mit anderen. Sie gibt Halt, vermittelt Wissen und stärkt das Vertrauen in die eigene Kraft. Als „vierte Säule des Gesundheitswesens“ ergänzt sie die medizinische Versorgung auf wertvolle Weise. Gerade in einem Maximalversorger-Krankenhaus wie dem Universitätsklinikum Würzburg, das alle Fachrichtungen anbietet und auch besonders komplexe Fälle behandelt, zeigt sich, wie wichtig der Einbezug von Selbsthilfegruppen ist. Sie bringen die Perspektive der Betroffenen in die tägliche Arbeit ein und fördern eine gelebte Kultur des Miteinanders.
Was ein selbsthilfefreundliches Krankenhaus auszeichnet
Das Universitätsklinikum Würzburg wurde bereits zum dritten Mal als selbsthilfefreundliches Krankenhaus ausgezeichnet. Für das Klinikum ist die enge Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe ein echter Gewinn. Sie bringt die Perspektive der Betroffenen in die tägliche Arbeit ein und stärkt eine gelebte Kultur des Miteinanders.
Die Auszeichnung erhalten Einrichtungen, die die bundesweit geforderten Qualitätskriterien nicht nur erfüllen, sondern lebendig gestalten. Der Auszeichnungsprozess wird im Rahmen von Qualitätszirkeln organisiert, in denen Selbsthilfegruppen, Prozesspartner und Mitarbeitende des Klinikums gemeinsam an Verbesserungen arbeiten. Am Prozess beteiligt sind die zentralen Kontaktstellen: das Aktivbüro der Stadt Würzburg und der Paritätische Wohlfahrtsverband, sowie viele Selbsthilfegruppen, die ihre Erfahrungen und Perspektiven einbringen. Acht festgelegte Kriterien definieren den Qualitätsstandard, darunter Informationsangebote für Patientinnen und Patienten, feste Ansprechpartnerinnen, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit und regelmäßiger Austausch. Alle drei Jahre wird die Umsetzung überprüft. Erst nachweislich gelebte Kooperation führt zur Auszeichnung.
Am 27. Oktober 2025 erhielt das UKW erneut den Titel ‚Selbsthilfefreundliches Krankenhaus‘: ein Beleg für das kontinuierliche Engagement.
UKW setzt Maßstäbe
Die Kooperation mit den Selbsthilfegruppen geht weit über formale Kriterien hinaus. Aktionstage, Fachvorträge und Informationsveranstaltungen machen Selbsthilfe im Klinikalltag sichtbar. Patientinnen und Patienten erhalten schon während ihres Aufenthalts Informationen über passende Gruppen: über Flyer, Besuchsdienste oder digitale Angebote.
Besonders eindrucksvoll sind Projekte, die gemeinsam mit Selbsthilfegruppen entwickelt wurden. In Kooperation mit dem Blinden- und dem Schwerhörigenverein entstand etwa ein spezieller Bettanhänger, der auf Hör- oder Sehbeeinträchtigungen aufmerksam macht und die Kommunikation zwischen Patientinnen und Pflegekräften erleichtert – ein bislang einmaliges Projekt in Bayern.
Blick nach vorn
Selbsthilfe stärkt – durch Begegnung auf Augenhöhe, durch Verständnis und gegenseitige Ermutigung. In den Gruppen treffen sich Betroffene, aber auch Angehörige und helfen sich gegenseitig, mit der Erkrankung im Alltag umzugehen.
Das UKW zeigt, dass Selbsthilfe und Medizin gemeinsam mehr erreichen können. Die Auszeichnung ist daher nicht nur ein Siegel, sondern Ausdruck einer Haltung. Der Dank gilt allen Selbsthilfegruppen, die diesen Prozess ermöglichen.