INTERVIEW
DREI GENERATIONEN DER FAMILIE GÖPFERT GEWÄHREN EINBLICKE
ANDRÉ GÖPFERT
Geschäftsführender Gesellschafter
„Ohne Ehrgeiz kann es keinen Erfolg geben“: André Göpfert steuert das Unternehmen mit Freude an Qualität und Innovation in eine erfolgreiche Zukunft.
„Ohne Ehrgeiz kann es keinen Erfolg geben“: André Göpfert steuert das Unternehmen mit Freude an Qualität und Innovation in eine erfolgreiche Zukunft.
75 Jahre Göpfert – eine stolze Zahl. Wenn Sie zurückblicken auf die Unternehmensgeschichte, was fasziniert Sie am meisten? André Göpfert: Das Faszinierende dabei ist, dass mein Vater als Visionär in den Sektor Wellpappe gegangen ist und den Mut gezeigt hat, das Unternehmen aufzubauen. Natürlich denke ich auch an meine Mutter, die neben ihrer Mutterrolle auch Geschäftsfrau war, und an meine Schwester, mit der ich gemeinsam in vielen Belangen die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Sie sind weltweit unterwegs, kennen viele Länder. Wäre diese Erfolgsgeschichte auch andernorts möglich? Prinzipiell ja – aber nicht in jeder Region. Die Region zeichnet sich nämlich durch ihre Bodenständigkeit aus, die Leute hier sind fleißig. Der Name Göpfert hat eine hohe Bedeutung für die Region. Rund 500 Familien sind hier durch die Arbeit mit dem Unternehmen verbunden. Wiesentheid und der Landkreis haben es uns zwar nicht immer leicht gemacht, aber hier fühlen wir uns verwurzelt und sind zu Hause. Was fasziniert Sie am Werkstoff Wellpappe? Früher waren Kisten aus Holz, dann kam die Wellpappe und begann ihren Siegeszug. Denn es gibt keine andere Verpackung, die so stabil und vielseitig verwendbar ist. Somit hat Wellpappe eine enorme Bedeutung für die Gesellschaft und wird weiterhin Bestandteil unseres Lebens bleiben. Was ich mit Sorge sehe, ist der Müll, von dem wir auf der Erde viel zu viel produzieren, wie zum Beispiel Verpackungen oder Kisten aus Kunststoff. Hier ist Wellpappe ebenfalls genial, denn sie ist zu 100 Prozent recycelbar und damit sehr nachhaltig. Beim Blick auf die neueste Maschine aus Ihrem Haus, die G-Cut in Verbindung mit der Ovation, schaut man auf ein Wunderwerk der Technik. Was ist außergewöhnlich daran? Es gab viele Evolutionsstufen, die zu dieser Maschine geführt haben. Präzision und Genauigkeit zum einen und die einfache Handhabung zum anderen zeichnen nicht nur die Ovation, sondern alle unsere Produkte aus. Wenn Sie an Ihre Großeltern zurückdenken, welche Erinnerungen haben Sie? Die Generation meiner Großeltern war ganz anders geprägt als die heutige Generation. Da ging es nicht um „heutige“ Probleme wie das Planen des Urlaubs oder den Kauf eines neuen Flachbildschirms. Da ging es ums nackte Überleben, da musste man arbeiten, so viel und so lange, wie man konnte. Haben Sie etwas von diesem Arbeitsethos übernommen? Ich lebe seit circa 45 Jahren Firma Göpfert, bin als kleiner Bub schon im Betrieb mitgelaufen. Ich durfte alle Abteilungen in der Firma durchlaufen. Von der Bohrerei über die spanende Fertigung, CNC, Elektro-Abteilung, Schweißerei, Lackiererei bis hin zur Endmontage und Inbetriebnahme sowie dem Aufstellen der Maschinen beim Kunden. Nach meinem Studium zum Diplomingenieur habe ich eine Ausbildung an der DFTA zum Flexodrucker absolviert. Ich denke, ich darf behaupten, dass ich weiß, was es heißt, hart zu arbeiten. Ist das auch eines der Erfolgsgeheimnisse des Unternehmens? Am Erfolg der Firma sind viele Menschen beteiligt. Wie bereits erwähnt, sind die Menschen bei Göpfert bodenständig und fleißig. Geprägt durch die Landwirtschaft hält man sich hier an den Ausspruch: ohne Fleiß kein Preis. Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, immer dem Kunden zuzuhören, auf die Bedürfnisse des Marktes einzugehen und einen exzellenten Service im Nachhinein zu gewährleisten. Dann wird ein Unternehmen erfolgreich. Klar ist: Ohne Niederlagen entwickelt man keinen Ehrgeiz und ohne Ehrgeiz kann es keinen Erfolg geben. Das alles gehört zusammen und das treibt mich immer wieder von Neuem an. Ist der Aufkauf von oder durch andere Unternehmen für Sie ein Thema? Mit unserer letzten Akquise, der Übernahme der Firma Corrpal in Schweden, an der wir über viele Jahre hinweg bereits zu 50 Prozent beteiligt waren, wurde das Thema bzw. der Umgang mit Übernahmen für uns relevant, weil das Firmenprofil direkt in unser Produktportfolio hineinpasst. Hier ergab der Anschluss Sinn, in anderen Bereichen nicht. Wir wollen uns auf Wellpappe konzentrieren, Wellpappe ist unser Business. Ihr Unternehmen zeigte sich in der Vergangenheit stets als standhaft und wirtschaftlich solide, etwa während der Weltfinanzkrise 2009 oder der Coronapandemie. Wie begegnen Sie Krisen? Das stimmt, 2008 hatten wir nur für eine verschwindend geringe Zeit Kurzarbeit, bevor wir wieder den Regelbetrieb aufnehmen konnten. Krisen kann man nicht beeinflussen, auch Kriege nicht. Man muss damit umgehen, zielgerichtet, bedürfnisorientiert. Welchen Veränderungen wird Ihre Branche künftig unterliegen? Wellpappe an sich ist ein guter Werkstoff und bietet viele Vorteile. Daher bin ich mir sicher: Wellpappe wird bleiben. Ob und wie sich die technischen Prozesse verändern, kann ich heute nicht beantworten. Klar ist, dass Wellpappe als ein günstiges Transport- und Verpackungsmaterial entwickelt worden ist, das am Ende in der Papiertonne landet. Trotz 100 % Recycling muss es möglichst günstig sein – und darum dreht es sich. Welcher unternehmerische Meilenstein während Ihrer beruflichen Laufbahn war der wichtigste aus Ihrer Sicht? Der Schritt weg von der „Königswelle“, also von einem Hauptantrieb mit Zahnrädern, hin zur Servotechnik. Dadurch konnten wir den Vorsprung gegenüber unseren Wettbewerbern nicht nur halten, sondern ausbauen. Denn die Ergebnisse waren kürzere Fertigungsprozesse, höhere Effektivität und bessere Genauigkeit. Wie wollen Sie diesen Vorsprung aufrechterhalten? Wir bleiben innovativ. Wir vermarkten richtig. Und wir haben unser Ohr ganz nah an den Geschehnissen des Markts und hören auf das, was der Kunde uns sagt. Auf was kann sich der Kunde bei Göpfert immer verlassen? Auf unsere unaufhörliche Hilfe. Etwa mit unserem 24/7-Hotline-Support, mit direkten Ansprechpartnern vor Ort, mit unbürokratischer Problemlösung. Warum blicken Sie positiv auf die Zukunft des Unternehmens? Ungetrübt positiv kann ich nicht in die Zukunft blicken. Die Arbeitsmoral hat sich in den vergangenen Jahren doch sehr geändert. Begriffe wie Home-Office, Work-Life-Balance oder Viertagewoche prägen die Arbeitsdebatten. Früher wurde auch samstags gearbeitet, es gab keinen Fachkräftemangel, weil man ihn damals mit Überstunden kompensieren konnte. Beim Blick auf die politischen Verhältnisse und die Einstellungen einiger junger Mitarbeiter trage ich schon etwas Sorge. Wir müssen wieder zurück zur alten Arbeitstradition, dann wäre ich etwas beruhigter. Welchen Ratschlag möchten Sie der nachfolgenden Generation mitgeben? Ich hoffe, dass die nachfolgende Generation die eben erwähnten Problematiken erkennt und bewältigen kann. Denn der Erfolg eines Unternehmens ist immer abhängig von seinen Mitarbeitern. Je weniger sie arbeiten, umso weniger Erfolg stellt sich ein. Ich wünsche der nächsten Generation daher ein glückliches Händchen, das bei uns im Unternehmen zu ändern.

Der Name Göpfert hat eine hohe Bedeutung für die Region. Rund 500 Familien sind hier durch die Arbeit mit dem Unternehmen verbunden.
André Göpfert