INTERVIEW
DREI GENERATIONEN DER FAMILIE GÖPFERT GEWÄHREN EINBLICKE
„Es ist immer schwer, etwas Existierendes zu erhalten und weiterzuführen“: Marie-Luise und Florian Göpfert bereiten sich auf ihre zukünftigen Aufgaben vor.
FLORIAN GÖPFERT
Assistent der Geschäftsführung
MARIE-LUISE GÖPFERT
BWL-Studentin
„Es ist immer schwer, etwas Existierendes zu erhalten und weiterzuführen“: Marie-Luise und Florian Göpfert bereiten sich auf ihre zukünftigen Aufgaben vor.

Das Engagement, das mein Bruder und ich an den Tag legen, ist klar durch das Unternehmen und unsere Familie geprägt.
Marie-Luise Göpfert
Marie-Luise, Sie haben im vorletzten Jahr Ihr Abitur geschrieben. Was haben Sie nun vor? Marie-Luise Göpfert: Im Oktober 2023 habe ich das Bachelor-Studium der Betriebswirtschaftslehre aufgenommen und arbeite bereits im Betrieb mit. Florian, wenn Sie auf das Unternehmen am heutigen Tag blicken: Welches Gefühl überkommt Sie dabei? Florian Göpfert: In erster Linie Stolz. Stolz auf die Leistungen derer, die vor uns dieses Unternehmen aufgebaut haben, insbesondere mein Großvater Karl F. Göpfert, dem ich viel zu verdanken habe. Für mich ist es eine große Ehre, in die Fußstapfen meiner Vorfahren treten zu können und seit Oktober 2023 im Unternehmen tätig sein zu dürfen. Warum ist es wichtig, neue Wege zu gehen? Marie-Luise Göpfert: Weil sich so das Unternehmen sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich weiterentwickeln kann.
Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Besuch in der Firma? Florian Göpfert: Um ehrlich zu sein, nein. Mein erster Besuch erfolgte, als ich noch ein Baby war. Schon wenige Monate nach meiner Geburt stand ein Laufstall im Büro meiner Mutter. Dabei war ich von vielen fürsorglichen Mitarbeitern umgeben und hatte zu dieser Zeit meine ersten Berührungspunkte. Die frühesten Erinnerungen an die Firma habe ich in erster Linie durch die Rundgänge am Wochenende mit meinem Großvater durch das Unternehmen erhalten. Er nahm mich gerne mit und ich war schon damals von den Dimensionen unserer Maschinen begeistert. Ich erinnere mich auch gerne an die Weihnachtsfeiern im Unternehmen zurück, bei denen wir Kinder stets helfen durften. War Ihr beruflicher Weg ins elterliche Unternehmen vorbestimmt? Florian Göpfert: Nein. Es ist für mich nicht unbedingt klar gewesen, dass ich irgendwann mal einsteige. Selbst zu dem Zeitpunkt, an dem ich mein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens aufnahm, war es noch nicht final klar, dass ich später in der Firma arbeiten werde. Natürlich gab es Indizien: Ich bin hier aufgewachsen, ich habe die DNA der Familie und bin mit der Firma groß geworden. Es war aber meine freie Entscheidung, hier tätig zu werden. Erst nachdem ich dann engere Berührungspunkte mit der Firma während meines Studiums hatte, hat sich meine Entscheidung verfestigt. Wie war das bei Ihnen, Marie-Luise, haben Sie Ratschläge erhalten von Ihren Eltern, welchen Weg Sie einschlagen sollten? Marie-Luise Göpfert: Nein, mir wurde die Entscheidung komplett selbst überlassen. Ich habe mich selbst dazu entschieden, Betriebswirtschaft zu studieren. Ich wusste, dass ich mich auf jeden Fall im Unternehmen positionieren möchte, und nachdem die Betriebswirtschaft ein essenzieller Bestandteil eines Unternehmens ist, fiel die Wahl auf dieses Studium. Neue Wege gehen, aber auch das unternehmerische Erbe bewahren – wie schafft man diesen Spagat, Florian? Florian Göpfert: Es ist natürlich eine unglaublich große Herausforderung. Denn das, was vorgelegt wurde in den letzten 75 Jahren, das ist schon enorm. Es ist immer schwerer, etwas Existierendes zu erhalten und im Endeffekt weiterzuführen, neue Schritte einzuleiten, sich an die Umweltfaktoren anzupassen. Die Zeiten ändern sich und damit auch die Gesellschaft, die Art der Mitarbeiter, und damit muss man umgehen und das ist natürlich eine große Herausforderung, der wir aber mit Innovation und weiterem Fortschritt – was uns schon immer stark gemacht hat – begegnen. Spürt man da Druck? Marie-Luise Göpfert: Es ist eher eine verstärkte Motivation vorhanden, denn man möchte genauso gut werden wie die Generationen vor einem und es ihnen recht machen. Das ist mein Ansatz. Was fasziniert Sie am Werkstoff Wellpappe? Marie-Luise Göpfert: Es werden jeden Tag unzählige Pakete verschickt, die aus Wellpappe bestehen, und man wird im Alltag so oft mit dem Werkstoff selbst konfrontiert, aber dennoch weiß vermutlich nur die Minderheit, welcher Arbeitsaufwand dahintersteckt, bis man das Endprodukt vor sich liegen hat. Die vielen Arbeitsschritte und die Vielfältigkeit des Werkstoffes finde ich ebenfalls interessant.
Florian Göpfert: Wellpappe ist ein sehr nachhaltiger Werkstoff, es werden Unmengen davon recycelt und dem Papierkreislauf wieder zugeführt. Daneben faszinieren mich die vielen Möglichkeiten seiner Verwendung. Man denke nur an die verschiedenartigen Kartonformen, die es zum Beispiel in Supermärkten gibt. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Dieses Zusammenspiel dieser beiden Aspekte macht den Werkstoff für mich so faszinierend. Weiterhin fasziniert mich natürlich, dass weltweit Kartons auf unseren Maschinen hergestellt werden, die man am Ende im Supermarkt oder im Alltag wiederfindet.
Sie beide sind trotz Ihres jungen Alters sehr engagiert, beruflich und gesellschaftlich. Ist das aus der Familie erwachsen? Marie-Luise Göpfert: Das Engagement, das mein Bruder und ich an den Tag legen, ist klar durch das Unternehmen und unsere Familie geprägt. Beim Rückblick auf die Firmengeschichte: Was beeindruckt Sie am meisten? Florian Göpfert: In erster Linie die Entstehungsgeschichte. Wir dürfen nicht vergessen, dass gerade in den 50er Jahren, in der Nachkriegszeit, die Firma aus einem kleinen Schlosserbetrieb entstanden und in den Jahrzehnten danach zu einem Weltunternehmen herangewachsen ist – und das Ganze aus einer Idee heraus, die an Albin Göpfert herangetragen worden ist. Mich fasziniert die Arbeit meines Großvaters, der die Firma ab 1969 maßgeblich aufgebaut hat und Produkte entwickelt hat, die bis heute „best of its class“ sind. Wie gedenken Sie, das unternehmerische Erbe zu bewahren? Marie-Luise Göpfert: Indem wir hochmotiviert an die Arbeit gehen und Hilfsbereitschaft zeigen. Immer da sind, wo Probleme auftauchen und eine helfende Hand benötigt wird. Es muss immer hart gearbeitet werden und man muss immer präsent sein.
Florian Göpfert: Das Wichtigste aus meiner Sicht ist es, sich an die Umstände anzupassen und schnell auf jede Veränderung zu reagieren. Auch die Anpassungsfähigkeit in Bezug auf Kundenwünsche meine ich damit, das ist ja auch eine Art von Präsenz, die man den Kunden zeigen muss, denn der Kunde sorgt für eine neue Innovation, weil er eine Anfrage oder Idee hat, die aus einem Bedarf entstanden ist. Und da liegt es dann an uns, diese Idee weiterzuentwickeln. Das ist es, was uns ausmacht, und das muss erhalten bleiben.

Mich fasziniert die Arbeit meines Großvaters, der die Firma ab 1969 maßgeblich aufgebaut hat und Produkte entwickelt hat, die bis heute ‚best of its class’ sind.
Florian Göpfert