Frühe Hilfe für belastete Familien
Wenn Eltern kleiner Kinder alles zu viel wird, hilft KoKi, die koordinierende Kinderschutzstelle des Landratsamts, schnell und lebensnah
Ein Baby stellt das Leben der Eltern ganz schön auf den Kopf. Mama und Papa müssen sich erst an ihre neue Rolle gewöhnen. Die eigenen Bedürfnisse rund um die Uhr zugunsten des Babys zurückzustellen, kann einen ganz schön an die Grenzen bringen. „Die meisten Eltern haben ein Netzwerk und managen das gut“, sagt Christine Dawidziak-Knorsch von der koordinierenden Kinderschutzstelle KoKi – Netzwerk frühe Kindheit. Wenn jedoch Unterstützung fehlt, weil die Großeltern weit weg wohnen, wird das in Kombination mit der hormonellen Umstellung und weiteren Belastungen für manche Mütter zu viel. Hier hilft das KoKi-Netzwerk des Landkreises Würzburg, indem es geeignete Unterstützungsangebote vermittelt oder passende Netzwerkpartner empfiehlt – schnell und unkompliziert, damit Krisen gar nicht erst entstehen.
Schlafmangel, Partnerschaftsprobleme oder Krankheit: Wenn Unterstützung fehlt, dann können Kinder schon mal als Belastung empfunden werden.
| BELASTUNG IST INDIVIDUELL UND SUBJEKTIV
Schlafmangel, Partnerschaftsprobleme und dann womöglich noch andere Baustellen wie etwa Arbeitslosigkeit oder Krankheit: „Kommen viele Belastungsfaktoren zusammen, ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem sich Eltern überlastet fühlen“, sagt Bianca Wolf, die gemeinsam mit Christine Dawidziak-Knorsch und Barbara Hofmann-Grande die KoKi koordiniert. Aber wann ist es Zeit, sich Hilfe zu holen? Pauschal kann man das gar nicht sagen, meint Christine Dawidziak-Knorsch. „Manche Eltern machen sich Gedanken, ob ihnen diese Hilfe zusteht. Die empfundene Belastung ist aber sehr subjektiv und individuell.“
Entsprechend breit ist das Spektrum der von der KoKi betreuten Familien: „Einige Mütter haben sehr hohe Ansprüche an sich selbst, die sie gar nicht erfüllen können, obwohl sie ihr Bestes geben“, so Christine Dawidziak-Knorschs Erfahrung. Andere wiederum sind vom Schicksal gebeutelt – sei es durch eine eigene Geschichte psychischer Erkrankungen, Kinder, die mit schweren Erkrankungen zur Welt kommen und eine sehr zeitintensive Pflege brauchen, oder finanzielle Probleme.
Die Beratung durch die KoKi ist freiwillig, kostenlos und auf Wunsch komplett anonym. „Wir machen die Erfahrung, dass die Eltern meist mehrmals von der KoKi gehört haben, bevor sie tatsächlich die Initiative ergreifen, z. B. vom Kinder- oder Frauenarzt, der Hebamme oder der Krippe. Außerdem werden alle Eltern von Neugeborenen im Landkreis Würzburg per Willkommensbrief auf die KoKi aufmerksam gemacht“, erklärt Bianca Wolf.
Ist der Kontakt hergestellt, startet die Hilfe im Idealfall innerhalb von ein bis zwei Wochen. Das ist wichtig, weil die Familien schnelle und effektive Unterstützung brauchen. Dazu suchen Fachkräfte der Frühen Hilfen – speziell ausgebildete Familienhebammen und Familienkinderkrankenpflegerinnen – die Familien zu Hause auf. Sie beraten und unterstützen bei Fragen zur Pflege, Ernährung und Entwicklung der Säuglinge oder Kleinkinder. Oft geht es auch um ganz praktische Dinge: Wo setze ich Prioritäten, wenn Herausforderungen um Haushalt, Baby und Geschwisterkinder parallel bewältigt werden müssen? Wie sind die Signale des Babys zu deuten? Wie baue ich eine Bindung zu meinem Kind auf? Wie finde ich Anschluss an andere Mütter? „Häufig navigieren wir auch zu anderen Stellen in der Region, wie z. B. der Schwangeren- oder Erziehungsberatung, weiter“, so Bianca Wolf.
| BALD KOMMEN ELTERN WIEDER ALLEIN ZURECHT
Nach einer kurzen Phase der intensiven Begleitung entspannt sich die Situation in den Familien meist. Nach einem halben bis einem Jahr ist dann in der Regel gar keine Unterstützung durch die KoKi mehr nötig. „Wir betreuen grundsätzlich von der Schwangerschaft bis zum sechsten Geburtstag des Kindes, aber die meisten Familien brauchen unsere Unterstützung im ersten Lebensjahr“, so Christine Dawidziak-Knorsch.
Eine wichtige Aufgabe der KoKi ist die Netzwerkpflege mit Ärzten, Hebammen, Kitas und anderen Stellen, die mit Familien zusammenarbeiten. Wo geeignete Hilfen fehlen, ergreift die KoKi auch die Initiative und schafft entsprechende neue Angebote, z. B. das mobile Elterncafé „Babytalk“. „Wir haben festgestellt, dass es in Würzburg relativ viele Angebote gibt, während auf dem Land Orte fehlen, wo Mütter sich treffen und austauschen können“, erläutert Barbara Hofmann-Grande. Hier schließt das mobile Elterncafé, das in Kitas Station macht und für alle Eltern kleiner Kinder offen ist, eine Lücke. In zwangloser und angenehmer Atmosphäre werden auf Augenhöhe Themen besprochen, die Eltern in den ersten drei Lebensjahren beschäftigen: von der Trotzphase über die Sprachentwicklung bis hin zur gesunden Ernährung.
Weitere Infos
Familienpaten gesucht Einmal die Woche ein wenig Zeit für sich zu haben – manche gestressten und mehrfach belasteten Eltern können davon nur träumen. Für sie sind die ehrenamtlichen Familienpaten der KoKi ein Segen. Sie nehmen ihnen für ein paar Stunden die Kinder ab, verbringen mit ihnen eine ruhige und stressfreie Zeit auf dem Spielplatz oder in der Bücherei. „Wir haben ein paar sehr engagierte Patinnen, die den Familien ihre Zeit schenken – ein unbezahlbares Gut. Wenn das gut läuft, ist es für beide Seiten ein Riesengewinn“, so Christine Dawidziak-Knorsch. Wer sich vorstellen kann, eine Familienpatenschaft zu übernehmen, meldet sich bei der KoKi: 0931 8003-5825, www.landkreis-wuerzburg.de/KoKi
Sie helfen, wenn junge Familien Unterstützung brauchen (v.l.): Barbara Hofmann-Grande, Christine Dawidziak-Knorsch und Bianca Wolf von der KoKi Netzwerk Frühe Kindheit des Landkreises Würzburg.