Komfortabel, übersichtlich, zeitgemäß
Die Main-Klinik wird in mehreren Bauabschnitten generalsaniert
Zwölf Jahre Bauzeit, rund neunzig Millionen Euro Kosten – lässt sich der normale Krankenhausbetrieb aufrechterhalten während einer so großen Baumaßnahme, die ja nicht ohne Lärm, Schmutz und Unordnung einhergeht? Angesichts der angekündigten Generalsanierung und Erweiterung der Main-Klinik Ochsenfurt wird sich so mancher Bewohner im südlichen Landkreis diese oder ähnliche Fragen stellen. Und vielleicht befürchten, im Notfall wäre es besser, einen Bogen um das Haus zu machen – selbst wenn das mit erheblichem Mehraufwand für Patienten und Angehörige verbunden ist.
„Ganz geräuschlos können die bestandsschonende Generalsanierung, Erweiterung und weitgehende Integration bestehender Gebäudeteile leider nicht über die Bühne gehen“, räumt Main-Klinik-Prokurist Dr. Georg Sonnek ein. Aber er ist sich, genau wie die Architektin Birgit Braunschmidt vom beauftragten Büro GKP Architekten in Würzburg, sicher: Das in drei Großabschnitten gegliederte Projekt lässt sich so meistern, dass die Patienten nicht übermäßig belastet werden. „Vor allem weil wir in der relativ komfortablen Situation sind, Patientenzimmer übergangsweise in den Flügel unseres Komplexes verlegen zu können, der seit dem Auszug des Pflegeheims Curvita leer steht“, so Dr. Georg Sonnek.
Von der Notwendigkeit der Generalsanierung ist er überzeugt. Und auch davon, dass Ochsenfurt an deren Ende eine zeitgemäß ausgestattete, komfortable und übersichtliche Klinik für die Grundversorgung der Bevölkerung haben wird. Mit behindertengerechten, freundlich gestalteten Zwei- und einigen Einbett-Pflegezimmern – beispielsweise für infektiöse Patienten – samt Nasszellen nach heutigen Ansprüchen.
Sie blicken optimistisch in die Zukunft der Main-Klinik (von links):
Dr. Georg Sonnek (stv. Verwaltungsleiter),
Birigt Braunschmidt (GKP Architekten), und Geschäftsführer Christian Schell.
| WARUM ÜBERHAUPT SO EIN RIESENPROJEKT?
Aber warum macht man sich überhaupt an dieses Riesenprojekt? Auf Außenstehende mag der Klinikbau noch einen recht guten Eindruck machen. Drinnen kämpfen die Mitarbeiter aber seit langem mit einem Kardinalproblem: Durch den alten Zuschnitt des Hauses mit Kern aus den 1950er Jahren und späteren Um- und Anbauten sind Pflege- und Funktionsbereiche sowie der Besucherverkehr unzweckmäßig miteinander verquickt. „Es fehlt eine moderne Notaufnahme“, bemängelt Dr. Georg Sonnek. Das CT ist derzeit ungünstig im Keller untergebracht.
Zunehmend bemerkbar macht sich außerdem, dass die Patienten immer älter und dadurch weit immobiler sind als noch in den 90er Jahren. „Die jetzigen Pflegezimmer und -bäder sind für sie einfach zu klein. Um die Betten aus dem Raum schieben zu können, muss quasi erst umgeräumt werden. Und die Nasszellen sind kaum mit einem Rollstuhl befahrbar“, erklärt Dr. Georg Sonnek. Dem gesamten Stationsbetrieb fehlt es an der notwendigen Grundfläche.
Natürlich wurde sorgfältig geprüft, ob und wie der Bestandsbau noch weitere 30 Jahre funktionieren kann. Es wurden Beton-, Boden- und Statikgutachten erstellt, um zu ermitteln, inwieweit eine neue Raumaufteilung durch Herausnehmen und Versetzen von Wänden möglich ist. Man fand Probleme in der Tragstruktur, beim Brandschutz und der Betonqualität. Deshalb ist Christian Schell, Geschäftsführer und Verwaltungsleiter der Main-Klinik, überzeugt: „Um die Klinik langfristig zu erhalten, um die stationäre medizinische Versorgung im südlichen Landkreis und jenseits der Kreisgrenzen im Ochsenfurter Gau garantieren zu können, führt kein Weg an einer Generalsanierung und Erweiterung vorbei.“
„Für die Gesamtmaßnahme, die abschnittsweise geplant und umgesetzt wird, haben wir derzeit circa zwölf Jahre veranschlagt“, sagt Architektin Birgit Braunschmidt. Nach der langen Umbauzeit verfügt die Klinik dann über klar getrennte Funktions- und Bettenbauten sowie eine neue Technikzentrale. Für den Funktionsbau, in dem dann die bisher verstreuten Endoskopie-, Röntgen- und CT-Räume, Aufnahme und Notfallversorgung untergebracht sind, werden der Nordflügel um- und ein neuer Ostflügel angebaut. Auch die Eingangssituation im Erdgeschoss wird verändert: Der Zugang wird barrierefrei. Das Foyer fungiert als Verteilerhalle, von der aus die Patientenströme zu den Praxen, zu den Ambulanzen, der Notfallversorgung, den Stationen, der Cafeteria und dem Kiosk gelenkt werden. Bemerkenswertes Ausstattungsdetail in den Räumen des neuen Pflegetrakts sind die tiefen Fensterelemente, durch die man selbst im Liegen vom Bett aus gut nach draußen schauen kann, und die als Sitzmöglichkeit fungierenden Fensterbänke.
Tiefe Fensterelemente ermöglichen es den Patienten, selbst im Liegen aus den Fenstern zu schauen.
| START IM SEPTEMBER 2020
Die Finanzierung des derzeit auf 89 Millionen Euro veranschlagten Gesamtprojekts steht dank der im Sommer erteilten Förderzusage des Freistaats in Höhe von 21,5 Millionen Euro. Die erste Bauphase soll im September 2020 mit vorbereitenden Maßnahmen anlaufen: Zunächst wird die Feuerwehrumfahrt asphaltiert und der Curvita-Flügel für die Interimszeit bezugsfähig gemacht. Im Winter 2021 geht es mit dem auf sechs Monate veranschlagten Abriss des Westflügels richtig los. „Eine bestandsschonende Sanierung wäre hier aus statischen Gründen nicht machbar“, so Birgit Braunschmidt. Danach konzentrieren sich die Arbeiten des ersten Bauabschnitts auf den Neubau des Westflügels und des Erweiterungsbaus – bestehend aus zwei Untergeschossen für Technik und Labore, Erd- und zwei Obergeschossen plus Technik auf dem Dach.
Der Neubau wird es auf 6200 Quadratmeter bringen. „Läuft alles wie geplant, können wir ihn im Frühjahr 2023 in Betrieb nehmen und Bauphase zwei, Sanierung des Südflügels und der Unter- und Erdgeschosse des Nordwestflügels, starten“, sagt Christian Schell.
Hintergrundbild: Wenn alles wie geplant verläuft, wird der Neubau im Frühjahr 2023 in Betrieb gehen.