Noch mehr Lebensqualität in Uettingen
Bau des neuen Seniorenzentrums begeistert nicht nur ältere Bürger
Vorläufige Konzeptdarstellung der „Neuen Mitte Uettingen“. Projektplaner ist das Architekturbüro „archicult GmbH“ aus Würzburg.
Für Lebensqualität ist in Uettingen gesorgt, auch im Alter: An jedem Dienstagnachmittag treffen sich zum Beispiel Senioren aus allen Teilen der Gemeinde in der „Music Hall“, um Kaffee zu trinken, Kuchen zu essen, Schafkopf oder Rommé zu spielen. Es gibt einen Musik- und einen Sportverein, einen Bürgerbus, eine Sozialstation und zwei Seniorenclubs. „Dass wir nun in der geplanten ,Neuen Mitte‘ auch ein Seniorenzentrum mit Servicewohnungen bekommen, ist genial“, lobt Helga Schubert, Seniorenbeauftragte der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Denn das verbessere erheblich die Situation für Uettinger Senioren und für Pflegebedürftige, die nicht (mehr) zu Hause betreut werden können, berichtet die 68-Jährige.
Wer seit Jahrzehnten in der Gemeinde wohnt, hier aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, hier gearbeitet hat, der will nicht aufgrund von Pflegebedürftigkeit umziehen müssen. Das war bisher häufig der Fall, weiß Elke Roth, die zusammen mit Helga Schubert den „Club 60“ leitet, aus eigener Erfahrung: „Meine Mutter wurde zum Schluss dement, es war einfach nicht mehr möglich, sie zu Hause zu pflegen“, erzählt die ebenfalls 68-Jährige. Schweren Herzens habe sie die alte Frau nach Marktheidenfeld in ein Heim gegeben.
| DIE „NEUE MITTE UETTINGEN“
Im März vergangenen Jahres wurde nach den Beschlüssen im Gemeinderat und im Kreistag begonnen, die „Neue Mitte Uettingen“ mit Pflegeheim und integriertem Service-Wohnen zu planen. Die Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg werden die Seniorenwohnanlage für 25 Jahre übernehmen. „Der Standort ist ideal für unser dann mittlerweile neuntes Haus dieser Art”, so Eva von Vietinghoff-Scheel, Prokuristin des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg.
Kurz davor hatte sich der Uettinger Gemeinderat mit Bürgermeister Heribert Endres an der Spitze im Seniorenzentrum Aub ein Bild davon gemacht, wie das neue Seniorenzentrum wohl aussehen wird. Ähnlich wie das Auber Heim, welches von den Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg betrieben wird, soll auch das Uettinger Seniorenzentrum gestaltet werden, hatte es geheißen. „Von dem, was wir in Aub sahen, waren wir hellauf begeistert“, schildert Heribert Endres. Alles sah einladend und zum Wohlfühlen aus. Klar sei allerdings, dass nicht jeder, der altersbedingt aus seinem Job aussteigt, nach wenigen Jahren pflegebedürftig wird. In Uettingen leben etliche Senioren, die im hohen Alter noch sehr aktiv sind. Dazu gehört Erwin Thoma. Der gelernte Schreiner spielt mit seinen 84 Jahren noch immer leidenschaftlich gern Posaune bei den Aalbachtaler Dorfmusikanten. Außerdem sorgt er dafür, dass alle Senioren aus der Gemeinde, die zum Dienstagstreff in die „Music Hall“ kommen möchten, auch die Chance erhalten, an den Treffen teilzunehmen. „Bis zu zehn Senioren hole ich stets mit dem Auto ab“, erzählt Thoma.
In Uettingen leben nahezu 500 Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Diese Männer und Frauen wollen sich einbringen. Und sie wollen etwas erleben. Das ist unter anderem mit den beiden kirchlichen Seniorenclubs möglich. Jeweils einmal im Monat trifft man sich. Oft steht Anregendes auf dem Programm, berichtet Helga Schubert vom evangelischen „Club 60“: „Zum Beispiel ein Vortrag.“ Natürlich wurde auch die „Neue Mitte Uettingen“ schon im Seniorenclub vorgestellt und diskutiert. Tages- und Halbtagesausflüge bereichern das „Indoor-Programm“ im evangelischen Martin-Luther-Haus und ermöglichen es den Senioren, mal rauszukommen.
Einmal in der Woche treffen sich Senioren in der „Music Hall“, um Kaffee zu trinken und Schafkopf oder Rommé zu spielen.
Auch kulturell ist in Uettingen einiges geboten. Die Musikanten des Aalbachtaler Musikvereins spielen regelmäßig auf, außerdem gibt es eine Theatergruppe. Deren Jugendabteilung, die „mund-ART-höpfer“, lädt jedes Frühjahr anlässlich der Seniorenwochen im Landkreis Würzburg zu einem „Theatercafé“ ein. „Es wurde sogar schon ‚Romeo und Julia’ auf die Bühne gebracht“, erinnert sich Elke Roth. Vier Vorstellungen gibt es jeweils. Damit auch jene Senioren das Theater genießen können, die abends nicht mehr so gern aus dem Haus gehen, wurde der Vorstellungsbeginn an den beiden Sonntagen von 19 auf 17 Uhr vorverlegt.
Für Helga Schubert käme ein Ortswechsel nicht mehr infrage, so wohl fühlt sie sich in Uettingen. Dabei sei sie eine „Reingeschmeckte“, stamme ursprünglich aus Brandenburg. Zwei Jahre nach Beginn ihres Ruhestandes 2009 begann sie, sich für die kirchliche Seniorenarbeit in der Gemeinde zu engagieren. Durch das neue Seniorenzentrum weiß die ehemalige Montagemitarbeiterin einer Marktheidenfelder Firma, dass sie nun nicht mehr weg muss aus der Gemeinde, die ihr in den letzten Jahren so sehr ans Herz gewachsen ist. Das, sagt sie, sei ein wunderbares Gefühl.
Helga Schubert hält es für gut und wichtig, dass im gesamten Landkreis mehr auf die Bedürfnisse von Senioren geachtet wird. So ist auch das APG-Seniorenabo für sie ein Gewinn. Mit diesem Abo können Senioren für einen Betrag Bus fahren, der 20 Prozent unter dem „VVM-Spar-Abo persönlich“ liegt. „Vier unserer Bürger sind inzwischen Besitzer des Abos“, informiert Heribert Endres, der das Ticket gern aus der Gemeindekasse bezuschusst.
Weitere Infos
In Uettingen leben knapp 1.900 Menschen. Etwa jeder vierte Einwohner ist über 65 Jahre alt. Die im Jahr 772 erstmals urkundlich erwähnte Gemeinde zeichnet sich durch eine gute Infrastruktur und viele Freizeitmöglichkeiten aus. Dazu gehört auch das frisch renovierte Freibad. Die Gemeinde hat einen Bürgerbus, der donnerstags von 14 bis 17 Uhr gerufen werden kann. Die Gemeindebücherei ist an jedem Montagnachmittag geöffnet.
Hintergrundbild: Am westlichen Rand des Landkreises Würzburg gelegen, bietet Uettingen ein breites Freizeitangebot für Senioren.