„Der Mensch steht im Mittelpunkt“
Gemeinsam blicken die Verwaltungsratsvorsitzende Tamara Bischof und der Vorstandsvorsitzende Bernd Fröhlich auf 200 Jahre Sparkassen-Geschichte zurück. Im Interview erklären Sie zudem, was die Sparkasse Mainfranken Würzburg auszeichnet, welche persönlichen Erinnerungen sie ans Sparen haben und welche Möglichkeiten das Banking in Zukunft bieten wird.
Bernd Fröhlich
Der Bankkaufmann begann seinen Berufsweg 1982 in der Stadtsparkasse München, wo er in verschiedenen Geschäftsstellen in unterschiedlichen Positionen tätig war, unter anderem als Wirtschaftsreferent und später als Bereichsleiter. 1998 wurde er stellvertretendes Vorstandsmitglied, ehe er 2001 in den Vorstand der Sparkasse Fürstenfeldbruck wechselte. 2013 trat er sein Amt als Vorstandsvorsitzender in der Sparkasse Mainfranken Würzburg an.
Frau Bischof, Herr Fröhlich, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Kontakt mit der Sparkasse? Tamara Bischof: Ja, und was mir dazu sofort einfällt: Als Kind habe ich gerne gezählt. Das funktionierte besonders gut mit dem ersparten Geld, das in der Spardose lag. Das habe ich regelmäßig herausgenommen und durchgerechnet. So wusste ich schon in frühester Kindheit immer über meine Finanzlage Bescheid. Oft habe ich Oma und Opa angebettelt, dass sie noch weiteres Geld in die Dose werfen, um den Betrag auf die nächsthöhere Summe aufzurunden. Am liebsten war es mir, wenn die Büchse so prall gefüllt war, dass sich keine Münze mehr darin bewegen konnte. In Pfarrweisach, woher ich stamme, gab es keine stationäre Filiale. Stattdessen kam regelmäßig eine fahrende Sparkasse auf den Dorfplatz, in der man seine Bankgeschäfte erledigen konnte. Wenn ich dann stolz meine Spardose abgab, erhielt ich immer eine Belohnung. Das war das Größte. Bernd Fröhlich: Ich stamme aus München, genauer aus dem Stadtteil Fürstenried, wo ich aufgewachsen bin. Meine Mutter legte ein Sparbuch für mich an, da war ich vier Jahre alt. Was ich auch nie vergessen werde: Immer, wenn wir zur Sparkasse gingen, nutzte ich die Zeit, um in einen analogen Märchenautomaten zu schauen. Von der Schalterdame gab es dann immer noch eine Tüte Gummibärchen. Wenn Weltspartag war, brachte ich meine volle Sparbüchse zur Bank. Sie war aus Metall und äußerst massiv. Was man da einmal hineingeworfen hatte, bekam man nicht mehr heraus. Auch ich sparte für die Belohnung. Das war und ist ja auch so beabsichtigt. Der Weltspartag mag heute nicht mehr so präsent sein wie früher, dennoch gehört es auch weiterhin zu unserem Auftrag, den Sparsinn von jungen Menschen zu fördern. Bis heute beliefern wie Schulen mit Lehrmaterial und werben so fürs Sparen. Übrigens: Der nächste Weltspartag ist am 28. Oktober. Unsere Mitarbeiter nehmen dann gerne wieder die Münzersparnisse von Jung und Alt entgegen.
» Ich kenne keine andere Bank, die so sichtbar, tief verankert und engagiert in der Region ist wie die Sparkasse. «
Tamara Bischof Verwaltungsratsvorsitzende
Tamara Bischof
Die Juristin ist seit 2000 Landrätin des Landkreises Kitzingen und hat bereits mehrmals das Amt der Verwaltungsratsvorsitzenden der Sparkasse Mainfranken Würzburg übernommen (zuletzt 2020). In dieser Funktion berät sie den Vorstand der Sparkasse und überwacht dessen Geschäftsführung. Damit nimmt sie auch Einfluss auf grundsätzliche Fragen der Geschäftsausrichtung und der beabsichtigten Geschäftspolitik.
Den Weltspartag gibt es seit fast 100 Jahren, die Sparkasse hingegen seit 200. Welche Bedeutung hat das Jubiläum für die Sparkasse und die Region? Tamara Bischof: Nicht viele Institutionen können auf eine so lange Unternehmensgeschichte zurückblicken. Es ist ein großer Anlass, den wir im Jahr 2022 feiern dürfen. Seit zwei Jahrhunderten ist unser Haus ein wichtiger Finanzpartner und Förderer in Mainfranken und hilft, unsere Gesellschaft mitzugestalten. Wir möchten auch weiterhin dazu beitragen, die Wirtschaftskraft und Lebensqualität in unserer Region sicherzustellen. Wie wird das Jubiläum gefeiert? Bernd Fröhlich: Mit vielfältigen Aktionen, unter anderem Gewinnspielen, Jubiläumsprodukten,einer Ausstellung, einem Mitarbeiterfest, Spendenaktionen, einem offiziellen Empfang Ende September, aber auch mit dem zuversichtlichen Blick in die Zukunft. All dies sind Teile des umfangreichen Programms, das uns das ganze Jahr über begleiten wird. Frau Bischof, was würde der Region heute ohne die Sparkasse fehlen? Tamara Bischof: Ich kenne keine andere Bank, die so sichtbar, tief verankert und engagiert in der Region ist wie die Sparkasse. Sie ist in einer Vielzahl von Beratungscentern und Filialen vor Ort vertreten, größtenteils mit persönlichen Ansprechpartnern. Die Sparkasse gehört zum Ortsgeschehen wir Bäcker, Metzger oder Post. In vielen Orten gibt es keine Nahversorgung mehr, die Sparkasse aber ist noch da. Diese Nähe und Beständigkeit zeichnen die Sparkasse aus. Dennoch müssen Filialen schließen. Tamara Bischof: In der Tat, und das fällt uns nicht leicht. Was in der öffentlichen Diskussion oft übersehen wird: Wir schließen keine einzige Filiale, weil wir wollen, sondern weil wir müssen.Der Kunde bestimmt, wo wir bleiben und wo nicht. Jeder Schließung gehen aufreibende Diskussionen voraus. Es wird stets überprüft, ob man die Filiale nicht erhalten kann. Nur in Extremfällen sehen wir keine andere Möglichkeit, als den Standort aufzugeben. Bernd Fröhlich: Ein ebenfalls kaum bekannter Aspekt: Filialen gibt es erst seit den späten 50er Jahren, als der bargeldlose Geldtransfer die Lohntüte ablöste. Die Gründung von Filialen war die Antwort auf die geänderten Verhältnisse ihrer Zeit, als jeder Kunde zum Beispiel für eine Überweisung noch in eine Filiale musste. Das ist heute nicht mehr so, insoweit reagieren wir heute auf die Anforderungen unserer Zeit.
Vorstandsvorsitzender Bernd Fröhlich
Dies betrifft vor allem den Wandel zum Digitalen hin. Macht Online-Banking das Schaltergeschäft obsolet? Bernd Fröhlich: Die Digitalisierung ermöglicht es den Menschen, orts- und zeitunabhängig miteinander in Kontakt zu treten. Diese Möglichkeiten nutzen wir. Die Wege, mit der Sparkasse in Kontakt zu treten, werden dadurch nicht weniger, im Gegenteil, sie werden vielfältiger. Neben dem klassischen Schaltergeschäft, das an feste Öffnungszeiten gebunden ist, erreichen uns Kunden nach Feierabend telefonisch im Kundenservicecenter, am Wochenende im Digitalen Beratungsraum und jederzeit über Apps und das Online-Banking. Wir sind rund um die Uhr erreichbar, das gab es früher nicht. Was dabei gleichgeblieben ist: Egal, welchen Kommunikationskanal der Kunde wählt, er wird immer einen Menschen aus der Region am anderen Ende der Leitung erreichen.
» Wir sind immer ein verlässlicher und vertrauensvoller Partner geblieben. Die Sparkasse ist die Finanzmarke, die höchstes Vertrauen in Deutschland genießt. «
Bernd Fröhlich Vorstandsvorsitzender
Hat sich das Kundenverhalten verändert? Bernd Fröhlich: Das kommt auf den Einzelfall an. Viele Ältere bevorzugen weiterhin den Gang zum Schalter, keine Frage. Die jüngere Generation nutzt hingegen selbstverständlich digitale Kanäle für Überweisungen und dergleichen. Gleichwohl wünschen sich alle den persönlichen Kontakt, wenn es darauf ankommt. Denn die digitalen Möglichkeiten können eines nicht ersetzen: den persönlichen Kontakt. Und das ist unser großer Vorteil gegenüber Direkt- oder reinen Onlinebanken. Wer zum Beispiel ein Haus baut, wird sich sicherlich vorab im Internet über alle Möglichkeiten der Finanzierung informieren. Den Vertrag wird er aber nur in einem persönlichen Beratungsgespräch abschließen wollen. Entscheidungen von solcher Tragweite funktionieren nicht online. Es braucht ein Gegenüber, das Verlässlichkeit, Sicherheit und Vertrauen vorweisen kann. Die Sparkassen sind qua Gesetz verpflichtet, den Sparsinn der Bevölkerung zu pflegen und bargeldlosen Zahlungsverkehr in jeder Weise zu fördern. Wer überprüft Ihre Arbeit? Bernd Fröhlich: Gewährsträger unserer Arbeit sind die Landkreise und Städte, die unsere Arbeit begleiten und prüfen. Sie dürfen sich zwar nicht ins operative Geschäft einmischen, aber gleichwohl geschäftspolitischen Einfluss ausüben. Viele Vorschriften und Aufsichtsin- stanzen sorgen zudem dafür, dass wir unserem Auftrag zu jeder Zeit nachkommen. Tamara Bischof: Unser höchstes Ziel ist es, die Region und die Menschen, die darin leben, voranzubringen. Deswegen verfolgen wir im Verwaltungsrat sehr genau, wie sich die Sparkasse entwickelt und welche Entscheidungen getroffen werden. Wir sind Partner für eine Vielzahl von Unternehmen. Zu rund 70 Prozent des Mittelstands in Mainfranken pflegen wir geschäftliche Beziehungen. Eine enorm hohe Zahl, die belegt, wie aktiv und etabliert die Sparkasse ist – und welche hohe Verantwortung damit einhergeht. Das Gemeinwohl hängt nicht nur von einer prosperierenden Wirtschaft ab. Was unternimmt die Sparkasse, um das Zusammenleben in der Region zu verbessern? Tamara Bischof: Im vergangenen Jahr hat die Sparkasse rund 850 gemeinnützige Projekte unterstützt und 2,5 Millionen Euro ausgeschüttet. In den vier Stiftungen, die die Sparkasse Mainfranken Würzburg gegründet hat, versammeln wir ein Vermögen von über 30 Millionen Euro, das karitativen Zwecken zugutekommt. Davon profitieren alle. Ohne die Sparkasse würde Mainfranken eine wichtige Stütze fehlen. Die Sparkasse soll sich auch darum kümmern, das Geld der Menschen zinsbringend anzulegen. Gilt das auch heute noch? Bernd Fröhlich: Die Zeiten hoher Zinserträge sind vorbei. Darauf haben wir keinen Einfluss, wir können aber entsprechend reagieren. Jahrelang haben wir Negativzinsen von unseren Anlegern fernhalten können, und das wollen wir auch so fortführen. Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden eine bedarfsorientierte und diversifizierte Anlageberatung: Wertpapierinvestments, Versicherungsschutz, Bausparverträge, Möglichkeiten der Altersvorsorge – wir können einen reichen Fundus an Instrumenten nutzen, um unseren Kunden bestmöglich zu helfen und Lösungen für den Vermögenserhalt im aktuellen Inflationsfall vorschlagen. Erinnern Sie sich an ein Ereignis, das zeigt, wie leistungsfähig die Sparkasse ist? Bernd Fröhlich: Da kommt mir die Weltfinanzkrise im Jahre 2008 ins Gedächtnis. Damals ist der Interbankenmarkt, der die Kreditvergabe zwischen den Banken regelt, quasi über Nacht zusammengebrochen. In der Folge erhielt der Mittelstand sowie große Firmen am Kapitalmarkt kurzfristig keine Kredite mehr. Welche Auswirkungen das zeitigte, zeigte mir ein Anruf von BMW, den ich damals, noch tätig in der Sparkasse Fürstenfeldbruck, erhielt. Der Finanzleiter fragte nach einer kurzfristigen Finanzierung, weil am Kapitalmarkt keine Finanzierungsmittel mehr verfügbar waren. Unsere mittelständischen Firmenkunden wurden von uns durchgängig mit Liquidität versorgt. Genau das zeichnet die Sparkasse aus: Wir schaffen Sicherheit, egal, wie unsicher die Zeiten auch sein mögen.
Verwaltungsratsvorsitzdende Tamara Bischof
Wie hat sich die Wahrnehmung der Sparkasse in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit geändert? Bernd Fröhlich: Durch die weggefallenen Zinsen hat sich das Bankenwesen insgesamt stark verändert, dies spüren auch wir. Wir reagieren aber entsprechend darauf und bieten neue Produkte an. Dabei müssen wir aber eines beachten: Wir müssen gewinnbringend wirtschaften. Das bedeutet auch, dass wir nicht immer populäre Entscheidungen treffen können. Unabhängig davon sind wir aber immer ein verlässlicher und vertrauensvoller Partner geblieben. Dies zeigen auch die Ergebnisse der Marktforschung: Die Sparkasse ist die Finanzmarke, die höchstes Vertrauen in Deutschland genießt. Eine persönliche Anekdote hierzu: 2008, während der Weltfinanzkrise, brachten selbst viele Investmentbanker ihr Geld zu den Sparkassen, weil sie es nur dort als sicher aufbewahrt ansahen.
» Wir tragen die Tradition im Herzen und haben die Zukunft in Blick. Das ist nicht nur das Motto des Jubiläums, es ist die Quintessenz aus 200 Jahren Geschichte. «
Tamara Bischof Verwaltungsratsvorsitzende
Was beeindruckt Sie beim Blick auf die Sparkasse Mainfranken Würzburg besonders? Bernd Fröhlich: Als ich 2013 meine Arbeit als Vorstandsvorsitzender aufnahm, verblüffte mich die Größe des Instituts. Ich kam aus Fürstenfeldbrück, das vom Geschäftsgebiet her deutlich kleiner war. Mein Vorhaben, innerhalb eines Jahres meiner Amtszeit alle Filialen persönlich zu besuchen, konnte nur scheitern. Damals gab es noch 131 Standorte, die teilweise über 100 Kilometer auseinander lagen. Wir sind die viertgrößte Sparkasse in Bayern und rangieren an 23. Stelle in Deutschland, unsere Bilanzsumme betrug zuletzt 10,8 Milliarden Euro. Der Geschäftsbereich ist größer als das Saarland, das wurde mir damals schlagartig klar. Tamara Bischof: In Erinnerung bleiben wird mir immer mein Einstieg als Verwaltungsratsvorsitzende im Jahr 2000. Damals waren die vier Einzel-Sparkassen in den Landkreisen Main-Spessart, Kitzingen, Würzburg und der Stadt Würzburg zur heutigen Sparkasse Mainfranken Würzburg fusioniert. Das Verwaltungsratsgremium bestand aus 60 Mitgliedern. Sie alle brachten ihre jahrzehntelang gewachsene Geschäftskultur mit in die neue Einrichtung und mussten sich mit den anderen auseinandersetzen. Das führte anfangs zu Reibungen. Umso mehr beeindruckt es mich, wie gut sich alle zusammengerauft haben und welche Erfolgsgeschichte die Sparkasse seitdem fortgeschrieben hat. Bernd Fröhlich: Auch bei meinem Amtsantritt waren diese unterschiedlichen Kulturen noch spürbar. Gerade darin lag aber auch die Stärke unseres Hauses. Denn jeder brachte ein Talent mit und so konnte das Beste aus vier Sparkassen zusammenwachsen. Heute sind wir in allen Feldern stark, im Kreditgeschäft, im Vertrieb, in unserer ganzen Geschäftskultur. Das alles geht zurück auf die gut gelungene Fusion. Ein Institut, das auf eine 200-jährige Geschichte zurückblicken kann, muss vieles richtig gemacht haben. Worin liegt der Erfolg der Sparkasse Mainfranken Würzburg begründet? Bernd Fröhlich: Ganz einfach: Der Erfolg liegt in der persönlichen Beziehung zu unseren Kunden begründet. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Menschen aus der Region, die für die Menschen in der Region da sind. Das ist das wichtigste Signum unseres Instituts. Auf diesem Fundament hat die Sparkasse auf alle Herausforderungen in ihrer 200-jährigen Geschichte immer Lösungen gefunden. Warum ist die Sparkasse auch für die nächsten 200 Jahre gut gewappnet? Bernd Fröhlich: Wer auf die bewegte Geschichte der Sparkasse in Mainfranken zurückblickt, sieht viele Erschütterungen. Staatsformen kamen und gingen, Währungsreformen und Inflationen führten zu Geldentwertungen, globale Finanzkrisen brachten das Wirtschaftsgefüge ins Taumeln, zwei Weltkriege führten zu unsäglichem Leid und vieles mehr: Unser Land hat in den vergangenen zwei Jahrhunderten viele Veränderungen bewältigen müssen. Die Sparkasse hat sich jedoch zu jeder Zeit als verlässlicher Finanzpartner erwiesen und seinen öffentlichen Auftrag erfüllt. Tamara Bischof: Wir tragen die Tradition im Herzen und haben die Zukunft in Blick. Das ist nicht nur das Motto des 200-jährigen Jubiläums, es ist die Quintessenz aus 200 Jahren Geschichte. Wir passen uns an und gehen neue Wege – ohne dabei das Wichtigste zu vergessen: den Menschen, der im Mittelpunkt all unserer Bemühungen steht. Solange wir das nicht aus den Augen verlieren, werden wir als Sparkasse und damit auch die Region, in der wir alle leben, erfolgreich bleiben.