44 Einblicke in unsere Geschichte
Die „Immo“ ebnet den Weg
1990 gründete die Städtische Sparkasse Würzburg eine Immobilienabteilung
Ende der Achtzigerjahre stand die Bundesrepublik noch immer im wirtschaftlichen Aufschwung. Der Einbruch von 1982 war ausgebügelt, die Kurven für Wachstum, Investitionen und Export wiesen nach oben. Der Mauerfall gab dem Boom zusätzlichen Schub. Wer bislang gezögert hatte, ein Haus zu bauen, zu kaufen, zu verkaufen oder zu bauen, konnte jetzt mutig sein. Die Städtische Sparkasse Würzburg setzte die Segel also richtig, als sie 1990 ihren bisherigen Immobilienbeauftragten zum Leiter einer eigenen Abteilung machte. In neuen Räumen in der Hauptstelle in der Hofstraße kümmerte sich das Team um das Geschäft mit Bauland, Ein- und Mehrfamilienhäusern, Eigentumswohnungen und Geschäftsimmobilien. Die Mitarbeiter in den Zweigstellen und in der Zentrale, ohnehin im Gespräch mit den Kunden, leiteten Angebote und Gesuche gezielt an die „Immo“ weiter. Gleichzeitig bot die Sparkasse den Interessenten alles an, was den Weg zu den eigenen vier Wänden ebnet: Passgenaue Finanzierungen, Lebensversicherungen und Bausparverträge. Auch den demografischen Wandel hatte man damals bereits im Blick. Im Juli 1990 informierte die Ausstellung „Wohnen im Alter“ in der Schalterhalle an der Hofstraße über An- und Umbauten für barrierefreie Räume. Der Einstieg in das neue Geschäftsfeld verlief besser als geplant. Schon das Geschäftsjahr 1993 bezeichnete Vorstandsvorsitzender Erwin Kohorst im Bilanzpressegespräch als Jahr der Wohnbaufinanzierung. Allein für den privaten Wohnungsbau hatte die Städtische Sparkasse Darlehen in Höhe von 712 Millionen Mark gegeben.
Kollege Computer
1990 führte die Städtische Sparkasse Würzburg das Datenverarbeitungssystem DeSy90 ein
Die Epoche der Großrechner begann vor einem halben Jahrhundert und endete, als immer kleinere Rechner immer mehr leisteten und die Daten schließlich begannen, in die Cloud zu wandern. In der Städtischen Sparkasse Würzburg fing es 1964 mit dem IBM 401 an. Er berechnete in nur 20 Minuten sensationelle 3.000 Buchungen. Schon 1970 folgte der IBM 360/30, der den Anschluss von Additionsmaschinen und Schalterterminals zuließ. Abgelöst wurde er zu Beginn der Achtzigerjahre vom sogenannten SI-System, dem 1990 dann die intern DeSy90 genannte Datenverarbeitung folgte. Monitore und Tastaturen verdrängten nach und nach die Schreibmaschinen. Überweisungsformulare wurden maschinell eingelesen, die Kassenschalter zugunsten der Geldautomaten reduziert. Heute sind die Sparkassenkunden via Online-Banking Teil des Systems. Ob beim Überweisen oder beim Bezahlen per Smartphone.
Ostmark und West-Knowhow
1990 half die Städtische Sparkasse, das Partnerinstitut in Suhl zu modernisieren
Würzburg war kurz nach dem Mauerfall 1989 ein attraktives Ziel für DDR-Bürger. Allein am ersten Wochenende nach dem 9. November holten sich 2.400 DDR-Bürger ihre 100 Mark Begrüßungsgeld ab und tauschten Ost- in D-Mark um. Schnell richtete sich die Stadt auf den nächsten Wochenend-Ansturm ein. Die Sparkassenfiliale in der Domstraße bot ihren Service auch am Samstag an; die Geschäfte durften sogar am Sonntag öffnen. Viele Kunden kamen aus dem thüringischen Suhl, das seit Juni 1988 Partnerstadt ist. Im Januar 1990 fuhren Vorstände und Abteilungschefs der Städtischen Sparkasse nach Suhl, um sich mit ihren Kollegen der dortigen Stadt- und Kreissparkasse zu beraten. Sollte doch schon zum 1. April für die knapp 200 ostdeutschen Sparkassen ein Dachverband gegründet und das Kreditgeschäft ausgeweitet werden. Beim Gegenbesuch der Suhler am 20. Februar vereinbarten die Institute, die Reform mit Würzburger Unterstützung anzugehen. Schon im März tankten Kreditfachleute aus Suhl Wissen in Würzburg, während sich Würzburger Experten auf Vorträge in der Partnerstadt vorbereiteten. Know-how und Material floss auch rund um Organisation und Bankelektronik.
Plastikgeld auf dem Vormarsch
1996 führte die Städtische Sparkasse Würzburg die Geldkarte ein
Münzgeklimper und Scheinerascheln, lange Zeit vertraute Begleitgeräusche beim Einkaufen und Tanken, sind heute kaum noch zu hören. Wir zücken ein Plastikkärtchen und vernehmen höchstens noch, wie sich der Beleg mit leisem Rattern aus dem Drucker schiebt. Begonnen hat der Abschied vom Bargeld bereits vor rund 50 Jahren mit Einführung der Eurocheque-Karten. Die Karte zum Scheck bekam später einen Magnetstreifen, der das Abheben am Geldautomaten ermöglichte. Schnell gewöhnten sich die Sparkassenkunden in Würzburg und Umgebung an die Bargeldversorgung per Karte und Tastatur. Ab 1991 erleichterte die Electronic Cash-Funktion auch das Bezahlen in Supermärkten, Tankstellen und Restaurants. Mit EC-Karte und PIN ist man seither zuhause und auf Reisen immer flüssig. 2001 verschwand der Euroscheck endgültig, und 2007 wurde aus der EC-Karte die Girocard mit Prepaidfunktion. Bei den Sparkassen heißt sie S-Card. In Würzburg war das traditionsreiche „Bayerische Schokoladenhaus“ im Hypo-Gebäude eins der ersten Geschäfte mit S-Card-Terminal. Der Magnetstreifen ist längst dem Chip gewichen, seit 2017 funktioniert die S-Card auch kontaktlos. Und das an 770.000 Kassen und 60.000 deutschen Geldautomaten, davon über 23.000 von der Sparkasse. In Kombination mit dem Handy ermöglicht sie sogar das digitale Bezahlen. Die Erfolgsgeschichte lässt sich mit einer einzigen Zahl belegen: Schon 2015 besaßen 95 Prozent der Deutschen eine Girocard.