44 Einblicke in unsere Geschichte
Saldo auf Tastendruck
1950 begann die Mechanisierung der Buchhaltung
Viele Jahrzehnte spiegelte sich die Arbeit des Personals in akkurat geführten Kassenbüchern. Was darin mit Feder und Tinte eingetragen wurde, war zuvor im Kopf oder von Hand berechnet worden. Kopieren bedeutete Abschreiben. Mechanische Rechenmaschinen erleichterten seit den Zwanzigerjahren das Rechnen. Wo bereits vorhanden, beschleunigten sie während der Hyperinflation 1923 das Zusammenzählen vielstelliger Zahlenreihen. Schreibmaschinen verdrängten das Tintenfass. Mit ihnen entstand das Berufsfeld der fast immer weiblichen Schreibkräfte. Mit der Einführung von Scheck- und Girokonten hielten Buchungsmaschinen Einzug in die Sparkassen. Sie erinnerten an übergroße Schreibmaschinen, kosteten so viel wie ein Auto und konnten die Ergebnisse ihrer Berechnungen drucken. Sie saldierten Konten, druckten Kontoauszüge und nahmen Journaleinträge vor. Jetzt standen Telefone immer häufiger auch auf den Tischen kleinerer Angestellter und elektrische Telefon-Vermittlungsstellen stellten Anrufe durch. So nahm die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und zu den Kunden Fahrt auf. Aus mechanisch war elektrisch geworden. Elektronisch wurde die Datenverarbeitung in der Städtischen Sparkasse Würzburg bereits 1965. Andernorts hielt sich die Handarbeit bis zum Siegeszug des PC in den Achtzigerjahren.
Neubau am Dom
1951 wurde die wiederaufgebaute Sparkasse am Kürschnerhof eröffnet
Nach den Luftangriffen 1945 lag das Sparkassengebäude am Kürschnerhof ausgebrannt in Trümmern. Mit der aus dem Schutt geretteten Ausstattung wurde der Sparkassenbetrieb in der Mozartschule fortgeführt, bevor man sich im wiederhergerichteten Ostflügel des alten Standorts einrichtete. An einem Neubau führte kein Weg vorbei. 1948 gewannen die Entwürfe des einstigen Stadtbaumeisters Hubert Koch den „Wettbewerb zur Neugestaltung des Kürschnerhofs und zum Neuaufbau der städtischen Sparkasse Würzburgs”. Koch war 1931 ans Hochbauamt gekommen und 1933 dessen Leiter geworden. Parteimitglied seit Mai 1933, leitete er später das Amt für Stadtplanung und Stadterweiterung. Als Würzburg nach dem Willen Hitlers nach nationalsozialistischem Stilempfinden umgebaut werden sollte, entwarf er Modelle, die er dem „Führer“ im Sommer 1939 auf dem Obersalzberg persönlich vorstellte. Nach seiner Entlassung als Stadtbaurat im Juni 1946 wurde Koch selbstständiger Architekt. Baubeginn des Sparkassengebäudes war am 2. Juli 1949, die Einweihung erfolgte 1951. Nachdem die Sparkasse 1975 in den Neubau zwischen Domerpfarrgasse, Hofstraße und Maxstraße gezogen war, verkaufte sie das zu klein gewordene Gebäude an das Bischöfliche Ordinariat.
Losziehung mit Opernsänger
Seit 1952 machen Gewinnchancen Lust aufs PS-Sparen
So nützlich und klug das Sparen ist: Manchmal ist der Vorsatz leichter gefasst als der Schritt zum Bankschalter getan. Schon 1952 haben deshalb die Sparkassen das Prämiensparen erfunden. Das „PS-Sparen“ kombiniert die Rücklage mit einer Lotterie: So bleiben 80 Prozent des Losbetrags auf dem Sparkonto, der Rest fließt in einen Prämientopf. Bei den monatlichen und jährlichen Auslosungen winken dann große und kleine Geldgewinne. Das Konzept ging auch in Würzburg auf. Kein Wunder, dass allein die Städtische Sparkasse in den 70ern rund 14.000 Lose pro Jahr verkaufte. 1974 war der Prämientopf mit 265.000 Mark so gut gefüllt, dass sogar noch ein 50.000 Mark- und ein 30.000 Mark-Preis drin waren. Die Ziehung in den Hutten-Sälen hatte das Format eines Bunten Abends: mit Kapelle, Opernsänger, Musiker, Humoristen und einem Conférencier. 70 Jahre nach seiner Erfindung kostet das PS-Los fünf Euro. Vier Euro gehen aufs Konto, während ein Euro davon im Jahr 2022 die Chance auf Preise sichert. Außerdem gehen pro Los 25 Cent an gemeinnützige Projekte in der Region.
Die Lohntüte verschwindet
Ab 1960 setzten sich auch in Würzburg Lohnkonten durch
Noch ist die Lohntüte als Bild in vieler Munde. Doch nur noch Einzelne können sich an sie erinnern oder haben sie einmal in der Hand gehabt. 1960 begann die Stadt Würzburg, ihren rund 1.000 Angestellten den Monatslohn zu überweisen. Nicht alle waren davon begeistert. Zu bequem war es, jeden Freitag Bares in der Hand zu halten und gleich in die Geschäfte tragen zu können. Mit der Einführung von Gehaltskonten musste niemand mehr wöchentlich Scheine und Münzen abzählen und eintüten. Die Kritiker verstummten schnell. Schließlich konnten die Kontoinhaber jetzt Miete, Krankenkasse und Versicherung per Dauerauftrag begleichen.
Die jüngste Kreissparkasse
1960 entstand die Kreissparkasse Würzburg – Stadtsparkasse Ochsenfurt
Stadt und Landkreis Würzburg konnten sich lange nicht auf einen Sparkassenzweckverband verständigen. Anfang der Fünfzigerjahre beschloss der Kreistag, eine eigene Sparkasse zu gründen. Ihr Leiter wurde Ende 1960 Michael Satzinger. Als die bayerische Gebietsreform 1972 die Zahl der Landkreise halbierte, lagen im neuen Landkreis Würzburg auch 15 Filialen der Kreissparkasse Ochsenfurt, sechs der Sparkassen Marktheidenfeld und Karlstadt sowie der Kreis- und Stadtsparkasse Kitzingen. Während letztere in der Würzburger Organisation aufgingen, stand für Ochsenfurt und Würzburg eine Fusion an. Es dauerte mehr als zwei Jahre, bis der Vertrag stand. Das neue Institut nannte sich bis Ende 1999 mit Rücksicht auf die Stadtsparkasse Würzburg „Kreissparkasse Würzburg – Stadtsparkasse Ochsenfurt“.
Der „wöchentliche Sparkreuzer“
1960 gewann die Knabenklasse 4a der Pestalozzischule den Schulsparwettbewerb
Freude herrschte am 27. Oktober 1960 in der katholische Knabenklasse 4a der Pestalozzischule: Innerhalb von drei Jahren war sie zum zweiten Mal Gewinner des Schulsparwettbewerbs der Städtischen Sparkasse Würzburg geworden. Direktor Ernst Häußner und Werbeleiter Ernst Vornkeller überreichten die Belohnungen. Neben 100 Mark Prämie waren die Geschenke für den Lehrer und für die Jungen je ein Taschenspiegel und ein Kugelschreiber. Den Auftrag, die Erziehung zur Sparsamkeit an den Schulen zu verankern, hatte die Königliche Regierung von Unterfranken schon 1852 formuliert: „Dass von Seite der Local-Schul-Inspektoren die gesamte Jugend bei jeder Veranlassung über den Segen einer weisen Sparsamkeit belehrt und ihr (…) stets Gelegenheit geboten werde, jeden Sparkreuzer allwöchentlich denselben zu behändigen.“ Mehr als 111 Jahre später regten die Lehrer noch immer den Sparfleiß ihrer Schüler an. Zum Weltspartag 1963 kamen in den Würzburger Volksschulen knapp 211.000 Mark zusammen. 1965 waren es mehr als 217.000 Mark. Anfang der Siebzigerjahre rückte das Abliefern dann in den Hintergrund. Das Taschengeldkonto machte die Rücklagen verfügbar, während eine Schulsparwoche zweimal im Jahr an den Nutzen des Sparens erinnerte.