44 Einblicke in unsere Geschichte
Wissen über Soll und Haben
1970 begann die Kooperation der Städtischen Sparkasse Würzburg mit Lehrern und Schulen
Als 1969 in Bayern das neunte Hauptschuljahr verpflichtend wurde, suchten die Lehrkörper nach neuem Lernstoff. In Würzburg bildeten sie 1970 den „Arbeitskreis neuntes Schuljahr“, nahmen Material der Sparkasse und bauten Wirtschafts- und Geldthemen in den Unterricht ein. Mit Experten wurden Fragen der Geldwertstabilität diskutiert und die EDV- und Außenhandelsabteilung besichtigt. Diese Kooperation steht für eine enge Zusammenarbeit der Städtischen Sparkasse Würzburg mit den örtlichen Schulen. Auch im „Arbeitskreis Schule – Wirtschaft Würzburg Stadt“ war die Sparkasse aktiv. Dieser Arbeitskreis etablierte Mitte der Achtzigerjahre eine Partnerschaft von Wirtschaft und Gymnasien. Die Veranstaltung „Schüler fragen Unternehmer“ lockte 1991 rund 400 Oberstufenschülerinnen und -schüler in die Fachhochschule. Mehr als 45 Schulklassen besuchten 1999 die interaktive Ausstellung „Meet Multimedia“ der Städtischen Sparkasse Würzburg in der Hofstraße.
Holzstühle und Geldbündel
1971 war auch die Kreissparkasse Ochsenfurt noch weit vom papierlosen Büro entfernt
Wie sehr Digitalisierung und Ergonomie die Büros in einem halben Jahrhundert verändert haben, zeigen Momentaufnahmen aus der damaligen Kreisparkasse Ochsenfurt. 1971 prägten noch solide Holzmöbel die schmucklosen Büros, Rechenmaschinen spuckten schier endlose Papierstreifen aus. Ebenfalls ein selten gewordener Anblick: Stempelkarusselle, Apparate zum Öffnen von Briefumschlägen und rote Gummiringe für die Akten- und Belegbündel. Rauchen im Büro war selbstverständlich, der Aschenbecher meist in Reichweite. Im Tresorraum wurden die Geldscheine unter vier Augen gezählt, nachgezählt, gebündelt und mit Banderolen verwahrt.
Kontroversen um den Neubau
1975 eröffnete die neue Hauptstelle der Städtischen Sparkasse Würzburg in der Hofstraße
Damit hatte der Bauherr nicht gerechnet. Als im Januar der Bauzaun an der Hofstraße fiel, reagierten das traditionsbewusste Publikum und die Presse kritisch. Von „Verschandelung“, „Hofstraßenaffäre“, „städtebaulichem Alptraum“ und einer „Sparkassenfabrik“ war die Rede. Der epochentypische Stil mit Beton- und Glasfassade vertrug sich in den Augen vieler nicht mit den Barockbauten der Hofstraße. Zum Fasching ulkte eine Zeitung, Geheimpläne sähen die nachträgliche Ausstattung mit Erkern, Fachwerk und einer Pizzeria in der Devisenabteilung vor. Worüber sich die Gemüter erhitzten, war 1969 aus einem Architektenwettbewerb für den Neubau der Hauptstelle der Städtischen Sparkasse Würzburg hervorgegangen. In 20 Monaten Bauzeit wuchs aus 14.000 Kubikmeter Beton und 1.000 Tonnen Baustahl ein wuchtiger, dreigeschossiger Bau mit flachem Dach. Er bot in seinem 2.000 Quadratmeter großen Erdgeschoss die für damals unerhört hohe Zahl von 16 Kassen – der Autoschalter noch nicht miteingerechnet. Zu lang waren in den letzten Jahren die Schlangen vor den Schaltern der Hauptstelle am Kürschnerhof geworden. 70.000 Spar- und 20.000 Girokonten wurden hier geführt. Darunter auch die der früheren Zweigstelle Stadtmitte in der Theaterstraße. Zwanzig Jahre später war es trotz großzügiger Planung zwischen Domerpfarrgasse und Maxstraße bereits wieder zu eng geworden. 1994 reiften Pläne, auf das Flachdach eine weitere Etage zu bauen. Im Frühjahr 1998 standen der Städtischen Sparkasse Würzburg dann nach knapp zwei Jahren Bauzeit weitere 1.220 Quadratmeter zur Verfügung.
Wirkt die Spritze?
1975 nahm ein Faschingswagen der Kreissparkasse in Karlstadt die Konjunkturpolitik aufs Korn
Es war für Sparkassenmitarbeiter Mitte der Siebzigerjahre nicht leicht, ihren Häuslebauer-Kunden die hohen Hypothekenzinsen von um die zehn Prozent zu erklären. Schließlich befand sich Deutschland in einer Rezession. Die amerikanische Währungspolitik, die Stahlkrise, der Nahostkrieg und die Ölpreiskrise hatten die Wirtschaftswunderzeit endgültig beendet. In Bonn wurden Schulden gemacht, Jobs gingen verloren. Gleichzeitig setzten die Gewerkschaften Lohnzuwächse von mehr als zehn Prozent durch. Die Inflation stieg – und damit auch die Zinsen. Als im Mai 1974 Helmut Schmidt Kanzler wurde, setzte er auf Stabilität und Wachstum. Doch bis das im Dezember beschlossene Konjunkturstützungsprogramm wirkte, dauerte es. Es war also eine Zeit des wirtschaftspolitischen Bangens und Hoffens, als die Kreissparkasse in Karlstadt zum Fasching 1975 ihren Mottowagen plante. Zuversichtlich zeigte sie sich mit der Feststellung „Fast war die Konjunktur gebrochen, jetzt kommt sie wieder hochgekrochen“. Die vom Kanzler angekündigte Konjunkturspritze steckte weithin sichtbar im Hintern der kranken Wirtschaft. „Drei Monat war die Wirtschaft krank, jetzt läuft sie wieder, Schmidt sei Dank“ hieß es auf der anderen Wagenseite. Hier machte Öl aus der Schmidt’schen Spritze das Konjunkturräderwerk wieder gängig. Tatsächlich aber ging die Wirtschaft 1975 um 1,6 Prozent zurück, die Arbeitslosenquote stieg auf knapp fünf Prozent. Dass der Aufschwung 1976 endlich einsetzte, lag an den öffentlichen Investitionen. Und am Optimismus der Kreissparkasse in Karlstadt.
Ein Bild der Verwüstung
1978 beschädigte eine Gasexplosion in Lohr auch die Stadt- und Kreissparkasse
Eine Tote, 61 Verletzte, zwei zerstörte Häuser und rund 116 beschädigte Fassaden und zersplitterte Fenster hinterließ eine Explosion am 26. Juni 1978 in der Lohrer Innenstadt. Ursache waren Bauarbeiten in der Fußgängerzone. In der Rathausgasse hatte ein Bagger die nicht im Plan verzeichnete Erdgasleitung bewegt und dadurch im Keller des „Ratsgrills“ die Leitung abgerissen. Nur die fortgeschrittene Tageszeit und wegen der Bauarbeiten abgesperrte Bereiche am Rathaus verhinderten, dass mehr Menschen zu Schaden kamen. Auch für die Stadt- und Kreissparkasse Lohr war es ein schwarzer Tag. Der große Knall traf das Gebäude mit solcher Wucht, dass zahlreiche Mitarbeiter verletzt wurden. Länger als die Aufräum- und Reparaturarbeiten in der Innenstadt dauerte die juristische Aufarbeitung des Unglücks.