Tierisch gut und herzlich willkommen
Der Besuchsdienst der Malteser Therapiebegleithunde-Teams bereichert den Alltag in der Seniorenwohnanlage am Hubland.
Tierisch gut und herzlich willkommen
Der Besuchsdienst der Malteser Therapiebegleithunde-Teams bereichert den Alltag in der Seniorenwohnanlage am Hubland.
Was für eine fabelhafte Idee, die Mitglieder des Malteser Stadtverbands Würzburg vor knapp zwei Jahren aufgegriffen haben und seither in die Praxis umsetzen: Als Therapiebegleithunde-Teams bereichern sie mit ihren Besuchsdiensten regelmäßig den Alltag von Menschen in Alten- und Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen. Mit der Seniorenwohnanlage am Hubland wurde sogar ein Kooperationsvertrag geschlossen und die Gruppe ist von Beginn an herzlich willkommen. Das spiegeln auch die Reaktionen der bis zu 20 Bewohnerinnen und Bewohner wider, die – wetterabhängig – mal im Hof, mal im Inneren des Wohngebäudes auf die Besucherschar warten. Selbst auf zuvor apathisch wirkenden Gesichtern deutet sich ein Lächeln an und auch in bis dahin fast starr in ihren Rollstühlen sitzende ältere Herrschaften kommt zusehends Bewegung, kaum dass sie die ersten Vierbeiner des ehrenamtlich aktiven Malteser-Teams sichten. Teils an-, teils nicht angeleint kommen die Hunde in Begleitung ihrer Führerinnen schnurstracks angetrippelt, springen herbei, laufen schwanzwedelnd auf die Wartenden zu oder lassen sich entschlossen zu ihnen lenken. Mit „normalen“ Besuchern sind die Duos aufgrund ihrer Dienstkleidung nicht zu verwechseln. Während die Halterinnen an den Oberteilen als Mitglieder der Hilfsorganisation kenntlich sind, trägt jeder der Hunde, egal welcher Größe und Rasse, eine sogenannte Kenndecke um den Körper mit der Aufschrift „Therapiebegleithund“ oder ein Halstuch, das ihn als „Azubi“ ausweist.
Im Nu verteilen sich die vier- und zweibeinigen Malteser auf die Seniorinnen und Senioren, für die diese Begegnungen regelrechter Balsam für die Seele sind. „Das ist der schönste Tag in der Woche, wenn die Hunde kommen“, fasst eine Hubland-Bewohnerin den Stellenwert dieses tierischen Besuchsdienstes für sie selbst in Worte. Als „Riesen-Hundefan“ habe sie - soweit es ihr und coronabedingt möglich war - kaum eines der Rendezvous mit den Malteser-Hunde-Teams um Anette Wolf versäumt. Die Malteser Mitarbeiterin hat diesen besonderen Besuchsdienst Ende 2019 initiiert, leitet und koordiniert seither die Einsätze der Gruppe, die inzwischen 37 Mensch-Hund-Duos zählt und gerne weitere aufnehmen würde.
„Mit etwa acht sind wir regelmäßig, inzwischen wieder wöchentlich, in der Seniorenwohnanlage am Hubland zu Gast“, erzählt sie. Klar, dass sie weiß, wer welche Hunde besonders mag. Anette Wolfs Lucy, eine schwarze Labrador-Hundedame, scheint das bestätigen zu wollen. Wie selbstverständlich hält sie sich bei der Seniorin mit der Vorliebe „für die Großen“ auf. Beide scheinen sich prächtig zu verstehen und viel Spaß miteinander zu haben: Per Blick zur Chefin vergewissert sich der gutmütige Vierbeiner immer wieder, dass er den Wünschen der Hubland-Bewohnerin nachkommen und dafür die ein oder andere Belohnung vertilgen darf. Übrigens zeigen Lucys „Kollegen“ weder Futterneid, noch lassen sie sich etwa vom aufgeregten Bellen vorbeigeführter anderer Hunde von ihren „Jobs“ ablenken. Konzentriert auf „ihren“ Senior und die stets in der Nähe sich aufhaltende Hundeführerin führen sie ihre Aufgaben aus und Tricks vor. Das weckt bei vielen so manche Erinnerungen an eigene Hunde oder die in der Familie, über die sie dann ins Erzählen kommen.
„Sogar unsere demenziell Erkrankten, die ihre Umwelt gewissermaßen nicht mehr wahrnehmen, öffnen sich und reagieren auf die tierischen Besucher.“
Franziska Buhn Einrichtungsleiterin
Wer die Grüppchen im Hof näher betrachtet, stellt fest, auch die nonverbale Kommunikation zwischen Tier und Heimbewohner klappt bestens. Das zeigt sich mal durch ein Streicheln oder die ruhige Hand im Hundefell, mal daran, dass das Therapiebegleithunde-Duo eine Weile geduldig neben dem alten Menschen sitzt, der das offenbar still genießt. „Sogar unsere demenziell Erkrankten, die ihre Umwelt gewissermaßen nicht mehr wahrnehmen, öffnen sich und reagieren auf die tierischen Besucher“, berichtet die Einrichtungsleiterin Franziska Buhn. Was eigentlich nicht verwundern sollte, da es insbesondere Hunden oft mit Leichtigkeit gelingt, Körper, Geist und Seele tief zu berühren.
Natürlich erhalten die Hauptakteure während des gut einstündigen Besuchs so manches Leckerli für ihr vorbildliches Verhalten. Das ist das Resultat einer 100-stündigen praktischen und theoretischen Ausbildung, die das Duo Mensch-Hund nach dem bestandenen Eignungs- und Wesenstest des Vierbeiners absolvieren darf. Egal ob Schäferhund, Retriever oder Pudel, für alle gilt: Sie müssen einen gutmütigen, aggressionsfreien Charakter haben und stressresistent sein, müssen Ausnahmesituationen und Schreckmomente von der krachend umfallenden Gehhilfe bis zum harten Griff ins Fell souverän meistern, ohne jemandem Angst oder Schmerzen zuzufügen. Besuchsstunden wie hier am Hubland sind für die Hunde Arbeit, von der sie auch mal die Nase voll haben dürfen. „Unsere Aufgabe als Hundeführer ist es, das zu erkennen und dem Hund beiseite zu stehen“, erklärt die ehrenamtlich Leiterin des Therapiebegleithunde-Teams. Aber von solchen Situationen sind die Besucherteams auch an diesem Nachmittag weit entfernt. Es ist und bleibt bis zum Schluss ein ungetrübter Hundebesuchs- und Freudentag für alle Beteiligten.
Bild links: Eine Bewohnerin kommuniziert mit ihrem „Lieblingshund“ Ben auf der Bank. Bild rechts: Anette Wolf, Leiterin des Teams, mit ihrer Labrador-Hündin Lucy.