Die Älteren sind ein Gewinn
In Veitshöchheim gestalten Seniorinnen und Senioren das Gemeindeleben aktiv mit.
Die Älteren sind ein Gewinn
In Veitshöchheim gestalten Seniorinnen und Senioren das Gemeindeleben aktiv mit.
Hintergrundbild: Setzen sich in Veitshöchheim für Seniorinnen und Senioren ein (von links): Bürgermeister Jürgen Götz, Christine Hidringer vom Vorzimmer des Bürgermeisters, Seniorenreferentin Marlene Goßmann sowie Martin Klug, Geschäftsführer der Caritas-Sozialstation St. Stephanus.
Sie hat auch in Veitshöchheim deutlich zugenommen, die Anzahl der Seniorinnen und Senioren an der Gesamtbevölkerung. Und das ist gut so. Denn ältere Menschen sind ein Gewinn. „Wir haben viele aktive Seniorinnen und Senioren bei uns in der Gemeinde“, sagt Jürgen Götz, Bürgermeister von Veitshöchheim, stolz. Er denkt zum Beispiel an das 74-jährige „Multitalent“ Günther Stadtmüller. Der Schauspieler und Regisseur setzt sich unter anderem für die Seniorennachmittage der Sozialstation St. Stephanus ein. Nach der Rente zählt nicht mehr nur die Leistung. Man kann endlich das tun, was man von Herzen gern macht. Mit Vergnügen. Muße. Und aus Leidenschaft. Das tut zum Beispiel Ursula Heidinger. Die 80 Jahre alte, gelernte Hotelfachfrau, die von 1990 bis Ende April 2020 dem Gemeinderat von Veitshöchheim angehörte, engagiert sich heute im Seniorenbeirat und ist vom „Arbeitskreis Senioren“ aus für die Einkaufsfahrten zuständig. Auch die Wanderungen, die zu Nicht-Corona-Zeiten meist mittwochs stattfinden, werden von ihr organisiert. Ursula Heidinger war früher außerdem Referentin für Senioren im Gemeinderat. Heute hat dieses Amt Marlene Goßmann inne.
Ein Problem, mit dem sich die Gemeinde nun schon längere Zeit befasst hat, lautet: Wie können ältere Menschen in Veitshöchheim jenseits einer stationären Einrichtung gut, das heißt: seniorengerecht, wohnen? „Viele Bürger würden mit 75 oder 80 gern aus ihrem Haus in eine Wohnung umziehen“, schildert Bürgermeister Jürgen Götz. Das war bisher schwierig. Nun wurde endlich eine bauliche Lösung gefunden. Noch heuer sollen eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für demenziell veränderte Senioren sowie um die 50 ambulant betreute Wohnungen auf den Weg gebracht werden. „In der WG ist Platz für zwölf Seniorinnen und Senioren“, erläutert Martin Klug, Geschäftsführer der Caritas-Sozialstation St. Stephanus.
Darauf, dass sich in der Gemeinde demografisch eine Wandlung vollzieht, hat Veitshöchheim inzwischen auf vielfältige Weise reagiert. Das beginnt mit Kleinigkeiten: Ins Schwimmbad kommt man zum Beispiel nicht mehr länger nur über eine steile Leiter, sondern bequem über eine Treppe. „Das ist natürlich nicht nur für Senioren positiv“, betont Rathausmitarbeiterin Christine Hidringer vom Vorzimmer des Bürgermeisters. Verbesserungen, die Barrieren beseitigen, nützen immer einer Vielzahl von Menschen. Auch die neuen, als barrierefreie Hochbeete gestalteten Urnengräber auf dem Friedhof kommen sowohl Senioren als auch jüngeren Menschen im Rollstuhl zugute. | Wissen weitergeben So mancher Senior tummelt sich heute auf dem Campus einer Universität, wo er studiert, was ihn von jeher interessiert hat. Bildung im Alter spielt eine immer größere Rolle. Auch in Veitshöchheim gibt es viele Möglichkeiten, den Bildungshunger nach der Rente zu stillen. Da ist zum Beispiel die preisgekrönte Bücherei im Bahnhof. Bevor das Corona-Virus sein Unwesen trieb, bestand im Lesecafé der Bibliothek bei einem offenen Computertreff die Möglichkeit, sich in die Geheimnisse des weltweiten Netzes einweihen zu lassen. Senioren wollen sich jedoch nicht nur neues Wissen aneignen, sondern auch Wissen weitergeben. „Das können sie bei unserem Repair-Café tun“, so Jürgen Götz.
Weil Töchter heute oft in Vollzeit arbeiten und viele Kinder gar nicht mehr an dem Ort leben, wo ihre Eltern wohnen, müssen Gemeinden für ausreichend stationäre Pflegeangebote sorgen. In Veitshöchheim bietet das Haus St. Hedwig der Caritas 100 stationäre Plätze an. „Seit Anfang dieses Jahres haben wir außerdem eine Tagespflege“, berichtet der Bürgermeister. Wichtig ist ihm, zusammen mit dem katholischen Ortspfarrer, alle Heimbewohner aus Veitshöchheim in der Weihnachtszeit zu besuchen. Und zwar nicht nur jene, die in St. Hedwig untergekommen sind: Jürgen Götz begibt sich im Advent auch in andere Häuser des Landkreises und in der Stadt, wo Seniorinnen und Senioren aus Veitshöchheim gepflegt werden.
Weil der Mensch ein soziales Wesen ist, sehnt er sich so sehr nach Kontakt. Sonst stellen sich Gefühle von Einsamkeit und Isolation ein. Jürgen Götz weiß das. Darum ist es ihm so wichtig, bald wieder die Geburtstagsjubilare zu besuchen. „Bei diesen Besuchen erfahre ich auch, wo Senioren der Schuh drückt“, sagt er. Oft sind es Kleinigkeiten, die im Gespräch vorgebracht werden: „Da geht es zum Beispiel um ein Schlagloch in einer Straße.“ Senioren, die noch mobil sind, werden einmal jährlich zum Nachmittag „Kaffee und Wein 70+“ eingeladen. Auch die Sozialstation bietet seit dem 12. August endlich wieder Seniorennachmittage an. Coronabedingt waren sie lange unterbrochen gewesen.
Veitshöchheim, das ist der Ort, wo sich Auswärtige gern im Urlaub erholen. Die Gemeinde steht für Lebensqualität. Und für Lebenslust. Spürbar werden Lebenslust und Lebensfreude zum Beispiel in der Sing- und Musikschule, wo auch Senioren willkommen sind, im Seniorentanzkreis der Kuratie, im Seniorenclub der Christuskirche sowie in den Seniorenkreisen der beiden katholischen Kirchen.
Wer, obwohl es in Veitshöchheim so schön ist, mal raus will, etwa nach Würzburg, kann dies mit dem APG-Seniorenabo tun. 110 Seniorinnen und Senioren nutzen das Ticket, das von der Gemeinde sowie vom Kommunalunternehmen mit jeweils zehn Prozent bezuschusst wird.
Noch aus „guten“ Tagen: Seniorinnen und Senioren singen beim Herbstfest miteinander.
Vor der Pandemie fanden viele ältere Veitshöchheimer den Weg in den Computertreff im Lesecafé der Bücherei, den der Verein „Internet – Von Senioren für Senioren“ anbot. Derzeit finden die Treffen virtuell statt.
Viele Senioren bringen sich beim Männergesangsverein Veitshöchheim ein.
In Veitshöchheim lässt es sich auch im Alter sehr gut leben.
Weitere Infos
In Veitshöchheim leben knapp 9.500 Menschen. Rund 2.400 sind über 65 Jahre alt. Die pflegerische und gesundheitliche Infrastruktur ist sehr gut ausgebaut. Neben einem Pflegeheim gibt es eine Tagespflege sowie vier Pflegedienste. In zwei Gaststätten wird ein Mittagstisch für Senioren angeboten, vier Organisationen offerieren Essen auf Rädern. Die Turngemeinde hat zahlreiche Angebote speziell für ältere Menschen. Schon seit über zehn Jahren ist eine Nachbarschaftshilfe in der Gemeinde aktiv.