Endlich wieder durchblicken
Noch bis Jahresende gibt es in Winterhausen das Angebot „Pflegeberatung vor Ort“
Endlich wieder durchblicken
Noch bis Jahresende gibt es in Winterhausen das Angebot „Pflegeberatung vor Ort“

Mit dem Pflegestützpunkt existiert in der Stadt Würzburg eine Stelle für alle Menschen in der Region, die Fragen zum komplexen Thema „Pflege“ haben. Nun ist es jedoch nicht allen Bürgern aus dem Landkreis ohne weiteres möglich, diese Einrichtung aufzusuchen. „Nicht jeder besitzt ein Auto“, so Pflege- und Wohnberater Tobias Konrad. Teilweise kollidieren auch die Arbeitszeiten mit den Öffnungszeiten des Stützpunkts. Vor diesem Hintergrund entstand 2015 die Idee einer „Pflegeberatung vor Ort“.
Nach Waldbrunn und Kirchheim ist Winterhausen dank des Einsatzes von Bürgermeister Wolfgang Mann die dritte Gemeinde, in der das Angebot „Pflegeberatung vor Ort“ etabliert wurde. Im Mai war Auftakt. Seitdem kommen die Berater monatlich ins Rathaus. Zu den kostenlosen Sprechstunden, die noch bis Ende des Jahres angeboten werden, sind Senioren und Pflegende aus Winterhausen, aber auch aus den benachbarten Orten willkommen.
Oft, sagt Tobias Konrad, fühlen sich Angehörige nach einem akuten Krankheitsereignis regelrecht ohnmächtig. Sie haben keine Ahnung, wie es nun weitergehen soll. So erging es auch einer Frau, deren Mann einen Schlaganfall erlitt. Konrad empfahl der Winterhäuserin, einen Pflegegrad zu beantragen, noch während der Mann in der Klinik lag. Intensiv beriet er sie, wie die ersten Schritte nach der Entlassung aus der Klinik aussehen könnten: „Zunächst könnte eine Kurzzeitpflege sinnvoll sein.“ Dank der eingehenden Beratung gelang es der Frau allmählich, die für sie zuerst undurchsichtige, chaotische Situation zu überschauen.
Neben Tobias Konrad engagiert sich Anne Zeun als Fachstelle für pflegende Angehörige von HALMA e.V. in der „Pflegeberatung vor Ort“. Anne Zeun hatte es unlängst mit einer jüngeren Frau aus Winterhausen zu tun, deren Vater an Demenz leidet: „Was die Frau allerdings erst nach dem Tod der Mutter festgestellt hat.“ Solange seine Gattin noch lebte, war es dem Mann möglich gewesen, die Erkrankung vor den Kindern gut zu verbergen.
Die Tochter sorgte sich sehr um den Vater, der nun ganz alleine in dem Haus wohnte. Ständig waren ihre Gedanken bei dem alten Mann. Würde er auch seine Tabletten einnehmen? Kam er klar mit dem Essen und der Körperpflege? Anne Zeun riet der Frau, unbedingt einen Pflegegrad zu beantragen. Wahrscheinlich würde der betagte Herr Pflegegrad 1 zuerkannt bekommen, sagte sie: „Was für Sie bedeutet, dass Sie einen Entlastungsbetrag von 125 Euro monatlich zur Verfügung hätten.“
Die Bürgerin aus Winterhausen war ungemein dankbar für diesen Tipp. Den Entlastungsbetrag, meinte sie, könne sie gut gebrauchen. Dann könnte manchmal eine Alltagshelferin kommen, die mit ihrem Vater spazieren geht. Oder die ihm zuhört, wenn sie selbst keine Zeit hat.

Engagieren sich für das neue Angebot „Pflegeberatung vor Ort“ in Winterhausen (von links): Bürgermeister Wolfgang Mann, Anne Zeun von der Würzburger Beratungsstelle „Halma“ für pflegende Angehörige sowie Pflege- und Wohnberater Tobias Konrad.