„Wo Menschen zusammen sind, da menschelt es“
Interview mit dem Betriebsratsvorsitzenden Detlev Münz über die Anfänge, Veränderungen und Herausforderungen der letzten 35 Jahre.
Was hat Sie dazu bewogen, Betriebsratsvorsitzender zu werden? Zur damaligen Zeit gab es massiven Ärger zwischen der Personalratsvorsitzenden und der Geschäftsführung, keiner hat sich aufeinander zubewegt. Dann wurde ich für Neuwahlen vorgeschlagen. Im Glauben, dass ich ja sowieso nicht gewählt würde, stimmte ich zu. Und jetzt, 30 Jahre später, bin ich es immer noch [lacht].
Wie hat sich der Job des Betriebsratsvorsitzenden geändert? Die Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg mit inzwischen sieben Häusern sind stetig gewachsen, das war für mich eine Herausforderung – für die Versorgung der Bevölkerung im Landkreis ist es natürlich optimal. Heute sieht es so aus, dass ich unter Umständen für ein 10-minütiges Gespräch eine Dreiviertelstunde unterwegs bin. Unser entferntestes Haus ist in Aub. Hier bleibt zeitlich viel auf der Strecke. Lagen die Beschwerden früher eher im Gefühl, benachteiligt zu werden, z. B. wie oft habe ich frei, haben sich die Diskussionen später Richtung Verwaltungsaufwand geändert. Momentan stellt sich die Frage nach neuem Personal. Wo bekomme ich es her und wie kann ich es einsetzen? Wie kann ich die Attraktivität steigern? Solche Themen stehen nun mehr im Mittelpunkt und ganz stark die Frage, wie Personal zu halten ist.
Wie sieht es mit ausländischen Pflegekräften aus? Ich unterstelle, dass ausländische Fachkräfte die einzige Chance sind, das Personaldefizit derzeit auszugleichen. Auch wenn über die Regierung einiges an Aktionen läuft, Menschen wieder in die Pflege zu bringen, wird das so schnell nicht greifen. Das ist meine Einschätzung. Da Mitarbeiter aus anderen Kulturen zunächst häufig ohne Familie in eine komplett andere Welt kommen, müssen wir feinfühlig sein. Wir müssen sie vor allem am Anfang an die Hand nehmen. Wir sind jetzt dabei, auch mit indischen Kräften zu arbeiten und haben – sei es im Kosovo oder in Indien – feste Ansprechpartner, die den Prozess dementsprechend vorbereiten.
Zum Thema Mitarbeiter-Motivation – wie machen Sie das? Wir haben einiges in dieser Richtung gestartet, z. B. Firmenprozente, PKW-Leasing, Zusatzurlaub für Familien mit Kindern oder zur Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen. Wir bieten darüber hinaus sehr viele Veranstaltungen und Mitarbeiterfeste, die sich der Betrieb auch einiges kosten lässt. Die Resonanzen darauf sind seit langem hervorragend – nach dem Motto: Wer zusammenarbeitet, darf auch zusammen feiern. Darüber hinaus ermöglichen wir eine Menge Fort- und Weiterbildungen. Außerdem haben wir eine Führungskultur, die sehr kollegial ist.
In zwei Jahren gehen Sie in den Ruhestand. Worauf freuen Sie sich am meisten? Jetzt wird meine Frau schimpfen, auf meine drei Enkel [lacht]. Im Ernst: Natürlich auf die Zeit mit meiner Frau, meiner Familie und meiner Modelleisenbahn, die ich dann vielleicht endlich mal richtig aufbauen kann.
Hintergrundbild: Betriebsratsvorsitzender Detlev Münz: Viele Themen haben sich im Laufe der letzten drei Jahrzehnte geändert.