So selbständig wie möglich leben
In Rottendorf entstehen die ersten beiden „Senioren-WGs“ im Landkreis Würzburg.
So selbständig wie möglich leben
In Rottendorf entstehen die ersten beiden „Senioren-WGs“ im Landkreis Würzburg.
„Denken Sie nicht an ein Pflegeheim, sondern an eine Studenten-WG“, sagt KU-Vorstand Eva von Vietinghoff-Scheel. Familiärer, wohnlicher, gemütlicher: So muss man sich eine ambulant betreute Wohngemeinschaft (ABWG) vorstellen. In Rottendorf sollen nun die ersten beiden „Senioren-WGs“ im Landkreis Würzburg entstehen. Sie sind jeweils für zehn Mieter konzipiert, die sich Küche und Essbereich teilen. Ein Zimmer mit Bad, Toilette und eigenen Möbeln hat jeder für sich.
Außerdem haben die Mieter sehr viel Gestaltungsspielraum und können beispielsweise selbst entscheiden, welchen Pflegedienst sie engagieren, ob sie selber kochen, sich eine Pizza bestellen oder Essen auf Rädern kommen lassen. „Das ist ideal für Leute, die nicht mehr ganz allein zurechtkommen, und gerne in Gemeinschaft leben wollen“, glaubt Bürgermeister Roland Schmitt.
Die Idee an sich ist nicht neu, man kennt sie z. B. von den Demenz-WGs. Auch WGs für Senioren mit körperlichen Beeinträchtigungen gibt es bereits, bis jetzt sind sie jedoch meist in der Großstadt zu finden. Dabei können sie gerade auch für den ländlichen Raum interessant sein: etwa für Gemeinden, in denen sich ein eigenes Pflegeheim nicht lohnt, die aber dennoch wohnortnahe Angebote schaffen möchten.
Rottendorf hat bereits ein Pflegeheim, eine Tages- und eine Kurzzeitpflege. Mit den WGs wird das Angebot für pflegebedürftige Senioren nun noch erweitert. „Auch Menschen mit einem gewissen Handicap möchten gerne so selbständig wie möglich leben. Es ist unsere soziale Verpflichtung, ihnen das zu ermöglichen“, findet Roland Schmitt. Das Gebäude entsteht zusammen mit 26 Service-Wohnungen direkt im Zentrum von Rottendorf. Bauherr ist der private Projektentwickler Peter Greiner, der eine der beiden WGs selber vermieten wird, die andere wird er an die Gemeinde verkaufen. Die WGs haben direkt oder über einen Balkon Zugang zum Garten. Ein Gemeinschaftsraum kann von allen Mietern genutzt werden. „Wir wünschen uns, dass dieser zum Treffpunkt wird, der auch Externe anlockt. Hier wird sich auch der Seniorenrat mit Impulsen und Ideen einbringen“, so Eva von Vietinghoff-Scheel.
Geplant ist außerdem, dass in den Rottendorfer Senioren-WGs rund um die Uhr eine Betreuungskraft anwesend ist, die einspringt, wenn „Not am Mann“ ist. Hauswirtschaft, ambulante Pflege und Betreuung werden voraussichtlich von den Johannitern bereitgestellt. „Wir haben sehr große Erfahrung in der Pflege. Ambulante, teil- und vollstationäre Pflege werden von der Johanniter-Unfall-Hilfe Unterfranken seit vielen Jahren erfolgreich betrieben, Senioren-WGs schon in mehreren Teilen Deutschlands, auch in Bayern. In Unterfranken ist das unser Pilotprojekt“, so Uwe Kinstle von den Johannitern. Auch baulich geht es zügig voran: „Wir rechnen damit, dass die Wohnungen im Frühjahr 2021 bezogen werden können“, sagt Bauherr Peter Greiner.
Foto: Setzen in Rottendorf gemeinsam die ambulant betreuten Wohngemeinschaften in die Tat um (von links): Bauherr Peter Greiner, KU-Vorstand Professor Alexander Schraml, Rottendorfs Bürgermeister Roland Schmitt, Uwe Kinstle von der Johanniter-Unfallhilfe Unterfranken und KU-Vorstand Eva von Vietinghoff-Scheel.