Wo das „Krackenmobil“ tourt
In Höchberg fühlen sich gerade auch die älteren Bewohner rundum wohl
Wo das „Krackenmobil“ tourt
In Höchberg fühlen sich gerade auch die älteren Bewohner rundum wohl
In Höchberg lebt es sich gut – nicht zuletzt im Seniorenalter. Dass dem so ist, lässt sich auf eine weitblickende Entscheidung vor 30 Jahren zurückführen: Am 3. Oktober 1988 wurde in der Würzburger Stadtrandgemeinde ein Seniorenbeirat installiert. Dem gehören heute rund 15 Vertreter von Vereinen, Verbänden, sozialen Initiativen und Parteien an. „Seit es ihn gibt, hat der Beirat immer die Finger in offene Wunde gelegt“, sagt Bürgermeister Peter Stichler, der das agile Gremium nicht missen möchte.
Für Stichler ist das reiche Erfahrungswissen von Senioren unabdingbar für eine Kommunalpolitik, die auch und gerade älteren Menschen zugute kommen soll. Am Beispiel des Beiratsvorsitzenden Wolfgang Knorr zeigt sich, wie vielfältige Erfahrungen via Seniorenbeirat in die gemeindliche Politik eingespeist werden können. Knorr, heute 66 Jahre alt, war jahrelang als kaufmännischer Angestellter in einem Automobilkonzern tätig. Lange engagierte er sich in einem Fußballverein. Viel Zeit investiert er seit Jahren außerdem in die Betreuung der älteren Mitglieder des Würzburger SPD-Ortsvereins. Er weiß von daher genau, wo Senioren der Schuh drückt.
Nicht nur Wolfgang Knorr ist seit langer Zeit ehrenamtlich in Höchberg aktiv. „Wir haben mehr als 60 Vereine“, sagt Stichler. Jede Organisation, die auch Angebote für Senioren bereithält oder plant, kann einen Delegierten in den Seniorenbeirat schicken. Der Beirat trifft sich drei Mal im Jahr, um darüber zu diskutieren, wie Höchberg noch attraktiver für Menschen jenseits des 65. Lebensjahres werden kann.

Bürgermeister Peter Stichler (im Vordergrund) und Wolfgang Knorr, Vorsitzender des Seniorenbeirats, setzen sich für den Bürgerbus ein.
Ein großes Thema der letzten Zeit war der Bürgerbus, der seit 1994 in Höchberg tourt. Finanziert wurde das „Krackenmobil“ bis vor zehn Jahren von der Werbegemeinschaft. „Wir wollten die Menschen, die am Berg wohnen, in den Altort zum Einkaufen bringen“, erklärt Mitinitiator Peter Stichler. Bis vor kurzem wurde der Bürgerbus von zwei Minijobbern gesteuert. An vier Tagen in der Woche drehte er im Ort seine Runden.
Die Nachfrage war allerdings nicht so groß, wie man sich das ursprünglich erhofft hatte, waszu finanziellen Problemen führte. Doch Seniorenbeirat und Gemeinde fanden im Schulterschluss eine neue Lösung. Knorr: „Nun fahren fünf Ehrenamtliche den Bus.“ An jedem Dienstag und Freitag kann zugestiegen werden. Freitags fährt der Bus neuerdings auch ins Gewerbegebiet.

Das 2009 eingeweihte „Brücknereck“ mit den bronzenen „Herrla, Fräla und dem Läushämmel.“

Das „Lamm“ lädt Senioren vier Mal in der Woche zum Mittagessen ein.
| Schon 15 APG-Seniorenabos
Angetan ist die Gemeinde von der neuen Möglichkeit, älteren Mitbürgern das APG-Seniorenabo anzubieten. Die Gemeinde beschloss prompt, in die Mitfinanzierung des Tickets einzusteigen, so dass Senioren nun für einen - gegenüber dem „VVM-Spar-Abo persönlich“ - mindestens 15 Prozent geringeren Betrag Bus fahren können. 15 Bürger sind inzwischen Besitzer des Abos.
Erfolgreich läuft auch das Angebot „Mittagstisch für Senioren“. Zwei Restaurants bieten von Dienstag bis Freitag leckere Gerichte plus Nachtisch oder Vorspeise für 9.90 Euro an: das „Main Restaurant“ sowie das „Restaurant Lamm“. „Für Senioren ist es wichtig, dass sie unter Leute kommen“, sagt Knorr. Immer mehr ältere Höchberger entdecken nach seinen Worten den Mittagstisch als prima Alternative zum „Essen auf Rädern“.
Aktuell wird in Höchberg vor allem über das Thema „Wohnen im Alter“ diskutiert. Das brennt vielen Einwohnern unter den Nägeln, weiß Stichler: „Zum Beispiel jenen Senioren, die sich, als sie ihre Familien gründeten, am Hexenbruch ein Reihenhaus gekauft haben.“ Nun sind die Kinder aus dem Haus. Körperliche Gebrechen lassen den Winterdienst oder die Gartenpflege zu einer lästigen Pflicht werden. Für diese Menschen soll zusammen mit einem Investor ein neues Wohnprojekt „Barrierefreies Wohnen im Alter“ realisiert werden. Der Standort steht bereits fest: Die Wohnanlage wird sich auf dem „Wiesengrund“ direkt neben der Kinderkrippe und mit optimaler Busanbindung befinden.
Auch wenn jeder Mensch am liebsten immer in seinen eigenen vier Wänden wohnen würde: Manchmal geht es nicht anders, Pflegebedürftigkeit macht einen Umzug ins Heim unvermeidlich. „Bisher gibt es jedoch nur ein einziges Pflegeheim bei uns im Ort“, sagt Stichler. 33 Plätze stehen zur Verfügung. Viel zu wenig: „Weshalb eine Warteliste geführt werden muss.“ In Kooperation mit der AWO soll nun ein zweites Heim errichtet werden. Fünf mögliche Standorte wurden dafür inzwischen identifiziert.
Noch einen Wunsch haben Peter Stichler und Wolfgang Knorr: Beide würden gerne einen Dorfladen in Höchberg ansiedeln. „Die Lebensmittelnahversorgung wird ein immer wichtigeres Thema“, sagt der 66-jährige Bürgermeister. Allerdings weiß er auch, dass dieses Projekt nicht so schnell verwirklicht werden kann. Denn ebenso wie der Bürgerbus, wird auch ein Dorfladen kaum wirtschaftlich betrieben werden können. Dennoch lässt man von dieser Idee in Höchberg nicht ab. Stichler: „Einfach, weil es wichtig ist, Orte zu schaffen, wo sich Menschen treffen, sich aufhalten und miteinander ins Gespräch kommen können.“ Discounter sind dazu nur bedingt geeignet.

Jedes Jahr organisiert die Gemeinde den Höchberger Seniorenfasching.
Weitere Informationen
In Höchberg leben knapp 10.000 Menschen. Etwa jeder fünfte Einwohner ist über 65 Jahre alt. Höchberg ist gemessen an der Einwohnerzahl die drittgrößte, flächenmäßig mit 754 Hektar jedoch die kleinste Gemeinde im Würzburger Landkreis. Aufgrund seiner modernen Infrastruktur bekam Höchberg 1990 das Prädikat „Markt” verliehen. Bürgermeister ist seit 1994 Peter Stichler.